Felix Hufeld ist mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrer Geldpolitik hart ins Gericht gegangen. Aus Sicht des Präsidenten der Finanzaufsicht Bafin tragen die Währungshüter eine gehörige Mitschuld an der Misere vor allem kleinerer und mittlerer Banken in Deutschland. Entlasten möchte Hufeld die Geldinstitute aber nicht, auch sie könnten wesentlich mehr unternehmen, um ihre Lage zu verbessern. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Rede des obersten Finanzaufsehers im Frankfurter Wirtschaftspresseklub ICFW. 

Die Ertragslage vieler deutscher Banken sei prekär. Sie verdienen wegen des Niedrigzinsumfeldes seit Jahren ihre Kapitalkosten nicht, referierte der Bafin-Chef laut der Düsseldorfer Wirtschaftszeitung. Ein Grund: Alle europäischen Institute müssen bekanntlich 0,4 Prozent an Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht Geld bei der Notenbank parken. Laut einer Studie des Finanzdienstleisters Deposit Solution summierten sich die Zahlungen 2018 auf 7,5 Milliarden Euro – das macht rein rechnerisch 21 Millionen Euro pro Tag! 

Beschleunigter Kehraus
Deutsche Geldhäuser seien davon besonders betroffen. Und wenn die EZB diese Zinsen, wie angedeutet, auf minus 0,5 Prozent senken sollte, werde sich die Lage noch weiter zuspitzen. "Da hilft gar kein Drumherumreden: Dann wird’s halt tougher", zitiert die Wirtschaftszeitung Hufeld. 

Jeder Basispunkt, der über die 0,4 Prozent hinausragt, koste ein paar Hundert Millionen extra, sagte Hufeld. Der Druck auf deutsche Finanzinstitute würde in der Folge weiter zunehmen. "Dann werden mehr Banken aus dem Markt gehen und es wird eine schnellere Konsolidierung geben." Besonders kleinere und mittlere Institute, die nicht wie Sparkassen und Volksbanken von einem großen Verbund aufgefangen würden, seien betroffen. Die Aufsicht hat nach den Worten ihres Präsidenten zwar kein Problem damit, wenn Banken aus dem Markt ausscheiden – dies sollte aber kontrolliert geschehen und nicht in abrupte Insolvenzen münden.

Banken  müssen auch mehr machen
Hufeld forderte die Banken respektive deren Führungsverantwortliche selbst erneut dazu auf, mehr zu tun. Grundsätzlich ist er der Ansicht, dass der deutsche Bankensektor im Vergleich zu anderen Branchen noch nicht genug unternommen habe, um angemessen auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. "Es ist ein Mangel an Problembewusstsein und der Bereitschaft, sich harten Einschnitten zu stellen", kritisierte der Bafin-Präsident. Besonders die Kosten sind aus seiner Sicht bei vielen Instituten noch zu hoch. Zugleich müssten sie auch ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen und sich Alternativen zum klassischen Einlagengeschäft suchen. (jb)