Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat ihre Forderungen zu den anstehenden Tarifrunden für die Beschäftigten der privaten und öffentlichen Banken vorgelegt. Die Gehälter sollen in den kommenden zwölf Monaten demnach um 4,5 Prozent, mindestens aber um 150 Euro steigen. Auch die Ausbildungsvergütung soll um 150 Euro erhöht werden.

"Die Beschäftigten sollen die individuelle Wahlmöglichkeit erhalten, ob sie die vereinbarten Tarifsteigerungen in Form von mehr Geld oder mehr Freizeit bekommen", so die Gewerkschaft auf einer Pressekonferenz. Zudem fordert Verdi einen Anspruch darauf, bis zu drei von fünf Wochentagen mobil zu arbeiten, also etwa von zuhause aus. Wer Homeoffice in Anspruch nimmt, soll zudem eine "Erstausstattungspauschale" von 1.500 Euro erhalten.

"Strikte Kostendisziplin ist oberstes Gebot"
Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV) weist die Forderungen zurück. Die Verdi-Forderungen lägen "weit über den Möglichkeiten der Branche", heißt es in einer Pressemitteilung. Auch die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften DBV (4,8 Prozent plus 2,6 Prozent über Arbeitszeitverkürzung) und DHV (5,3 Prozent auf zwölf Monate gerechnet plus 2,6 Prozent über Arbeitszeitverkürzung) seien nicht darstellbar, so der AGV.

"Die Banken bleiben auf Jahre hinaus auf der Kosten- und der Ertragsseite unter Druck, und wir haben es zurzeit mit so vielen Risiken und Unsicherheiten zu tun wie lange nicht", sagt die AGV-Vorsitzende Sabine Schmittroth, die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber. "In dieser Situation ist strikte Kostendisziplin das oberste Gebot." Die Verhandlungen für die Beschäftigten der privaten Banken beginnen am 1. Juli in Berlin. Die Tarifrunde für die öffentlichen Banken startet bereits am 23. Juni, ebenfalls in der Bundeshauptstadt.

Der Vorwurf: Die Banken sparen "reflexartig" am Personal
Verdi weist im Vorfeld der Verhandlungen auf die "erhebliche Branchenkonsolidierung" hin. In den Jahren 2011 bis 2020 sei die Zahl der Banken um 21,7 Prozent, die der Filialen um 33,2 Prozent und die der Beschäftigten um 16,2 Prozent gesunken. In der Corona-Pandemie sei einmal mehr "reflexartig" versucht worden, an den Personalkosten zu sparen, insbesondere durch die Schließung von Filialen. Allein im vergangenen Jahr seien 2585 Zweigstellen verschwunden. "Kundenorientierte Geschäftsabwicklung sowie Backoffice- und regulatorische Pflichtaufgaben erfordern jedoch einmal mehr gut qualifizierte und motivierte Beschäftigte", betont Verdi-Bundesvorstand Christoph Schmitz. (bm)