Seit Jahren müssen Banken zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Derzeit liegt der Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent. Nun hat die Belastung offenbar eine kritische Grenze erreicht. Der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), Hans-Walter Peters, warnt jedenfalls vor Konsequenzen, sollte die EZB die Branche nicht stärker entlasten. Andernfalls wären noch mehr Institute als bislang gezwungen, die negativen Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ).

Branchenüblich ist es noch, den Strafzins vor allem für Firmen- sowie Privatkunden mit Einlagen ab 100.000 Euro aufwärts zu erheben. Zuletzt sind allerdings immer mehr Häuser dazu übergegangen, schon Kontoguthaben ab 10.000 Euro mit "Verwahrentgelten" oder "Einlagengebühren" zu belegen.

Drastischer Anstieg der Einlagen
Ob die EZB-Geldpolitik der wahre Anlass für den Vorstoß des scheidenden BdB-Präsidenten ist, darf allerdings bezweifelt werden. Laut einer Analyse der Bundesbank haben die Strafzinsen der EZB deutschen Banken kaum geschadet – zumindest nicht bis zum Ausbruch der Coronakrise.

Doch genau die sorgt nun erst recht für eine auch bei anders organisierten Banken wenig willkommene Geldschwemme. Peters argumentiert ebenso mit einem drastischen Anstieg der Einlagen. Zum einen sei die Sparquote der deutschen Haushalte von 10,9 auf 15 Prozent gestiegen. Zum anderen führten die Anleihekäufe der EZB zu einem deutlich höheren Aufwand, den Banken für den europäischen Abwicklungsfonds leisten müssen. 

Dessen Zielausstattung betrug ursprünglich 55 Milliarden Euro bis Ende 2023, was einem Prozent der durch die staatliche Garantie gedeckten Einlagen entsprechen sollte. Wegen des Einlagenzustroms von 30 Prozent sei der Zielbetrag aber auf 70 Milliarden Euro gestiegen – und damit auch die Abgabe, die Banken leisten müssen. "In der augenblicklichen Situation ist das nicht zu rechtfertigen", kritisiert Peters. Er spricht sich daher dafür aus, den Abwicklungsfonds auf 55 Milliarden Euro zu deckeln. (fp)