Die BBG Betriebsberatungsgesellschaft aus Bayreuth ist neuer Großaktionär des Maklerpools BCA. Das Unternehmen, das vor allem als Veranstalter der Versicherungsmesse DKM bekannt ist, übernimmt 45,22 Prozent der Aktien des Oberurseler Pools, die BCA-Gründer Jens Wüstenbecker und seiner Familie zuzurechnen sind. Entsprechende Informationen von FONDS professionell ONLINE bestätigte die BCA am Montagvormittag.

Wüstenbecker begründe den Verkauf mit einer Konzentration auf sein Engagement bei IWM Software, einem IT-Dienstleister für Versicherungsmakler und Finanzdienstleister, teilte die BCA mit. Wüstenbecker bleibe dem Unternehmen "freundschaftlich verbunden". Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Finanzaufsicht Bafin und das Bundeskartellamt müssen der Übernahme des Aktienpaketes noch zustimmen.

Mittelfristig sollen weitere Versicherer oder Fondsanbieter einsteigen
Die BBG besaß schon vor dem jüngsten Deal rund 1,3 Prozent der BCA-Aktien. Insgesamt hält die BBG nun 46,54 Prozent am Aktienkapital des Unternehmens. Der Bayreuther Servicedienstleister sieht sein Engagement bei der BCA offensichtlich nicht als strategisches Investment an. Es sei geplant, das Aktienpaket "mittelfristig an weitere Unternehmen aus der Versicherungs- und Investmentbranche weiter zu veräußern", wie es in der Mitteilung heißt. Erste Gespräche hierzu liefen bereits.

Schon heute halten fünf Versicherer jeweils 9,99 Prozent der Aktien. Ein kleiner Teil liegt im Streubesitz und bei der BCA selbst. BBG-Geschäftsführer Dieter Knörrer gilt in der Assekuranz als gut vernetzt. Dass er potenzielle Investoren auftreiben kann, ist daher gar nicht so unwahrscheinlich – auch wenn viele Versicherer derzeit mit den niedrigen Zinsen kämpfen und ihr Geld zusammenhalten müssen. Die BCA jedenfalls dankt Wüstenbecker in der Mitteilung dafür, "mit dieser Transaktion den Weg für eine zielgerichtete Weiterentwicklung in Unabhängigkeit frei gemacht zu haben". (Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Vor welcher Zukunft steht die BCA?")

Der Gründer zieht sich zurück
Wüstenbecker hatte die BCA bereits 1985 gegründet – die Abkürzung stand einst für "Baufinanzierungsberatung durch Computer-Analyse". Bis 2007 leitete er das Unternehmen, dann wechselte er in den Aufsichtsrat. 2009 veräußerte der Mehrheitsaktionär einen Teil seiner Aktien an die vier Versicherer Barmenia, Volkswohl Bund, Stuttgarter und Signal Iduna, die außerdem neues Kapital einschossen. Als 2013 mit der Ideal der fünfte Versicherer bei der BCA einstieg, verlor Wüstenbecker die Mehrheit an seinem Unternehmen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Enge Geschäftskontakte zwischen BCA und BBG
Zwischen BCA und BBG bestehen schon seit längerem enge Geschäftskontakte – auch abseits der kleinen Aktienbeteiligung, die die BBG schon seit vielen Jahren hält. Von 2009 an waren beide Unternehmen zu je 50 Prozent an dem Bayreuther Softwarehaus Fibo beteiligt, das IT-Unterstützung für die Versicherungs- und Finanzbranche bot. Dieses Joint-Venture wurde Ende 2015 liquidiert.

Zuletzt war die BBG Veranstalter der "Pools & Finance", einer Branchenmesse, die einst von der BCA und anderen Maklerpools ins Leben gerufen worden war. Das überarbeitete Konzept traf im vergangenen Jahr jedoch nicht auf sonderlich großes Interesse. Daher soll diese Veranstaltung in diesem Jahr nur noch virtuell stattfinden. BBG-Chef Knörrer selbst saß früher zeitweise im Aufsichtsrat der BCA. Aller Voraussicht nach wird er dort wieder einziehen – und Wüstenbeckers Posten übernehmen.

Seit 2015 wieder profitabel
Die BCA machte nach der Finanzkrise einige schwere Jahre durch. 2015 stand jedoch wieder ein Gewinn zu Buche. Für 2016 rechne der Konzern ebenfalls mit einem "zufriedenstellenden Geschäftsjahr", heißt es in der aktuellen Mitteilung. Das Unternehmen sei "ausschließlich eigenmittelfinanziert", komme ohne Fremdfinanzierungen aus und sei "ausschüttungsfähig". (bm)