Die Schweizer Privatbank Bergos will ihr Geschäft mit deutschen Kunden ausbauen, strebt jedoch keine Niederlassung hierzulande an. Dies sagte Peter Raskin, Vorstandschef der Bergos Privatbank, im Gespräch mit FONDS professionell. "Wir verfolgen im Moment keine Pläne, den deutschen Markt aktiv zu bearbeiten", so Raskin. "Wir wachsen hier gut, indem wir uns passiv verhalten. Wir gewinnen neue Kunden vorwiegend durch Empfehlungen."

Andere Institute aus der Schweiz oder Liechtenstein hatten sich in den vergangenen Monaten hingegen dazu entschlossen, den deutschen Private-Banking-Markt wieder mit einer Präsenz vor Ort zu erschließen. So kehrte die Liechtensteiner LGT im Oktober 2022 mit der Eröffnung einer Niederlassung in Hamburg nach Deutschland zurück. Die Vaduzer hatten 2011 ihr Deutschland-Geschäft an die Bethmann Bank verkauft. Auch die Liechtensteinische Landesbank (LLB) baut hierzulande Standorte auf.

"Nicht überall präsent sein"
Bergos mit Sitz in Zürich wiederum erschließt sich den hiesigen Markt über eine Partnerschaft. "Wir haben im vergangenen Jahr eine Kooperation mit dem Bankhaus Seeliger gestartet", erläutert Bergos-Chef Raskin. "Diese Zusammenarbeit wollen wir ausbauen." Im Moment hege das Institut daher nicht das Bedürfnis, über eine Niederlassung oder eine vereinfachte Freistellung nachzudenken. Die vereinfachte Freistellung ermöglicht es seit einigen Jahren Schweizer Instituten, deutsche Kunden auch von der Schweiz aus zu betreuen, sofern das Geschäft gewisse Schwellen nicht überschreitet.

"Für die Eröffnung einer Niederlassung müssten wir Mitarbeiter entsenden oder ein Team aufbauen", führt Raskin aus. Das stelle einen erheblichen Aufwand dar. "Dem würden meiner Meinung nach keine schnellen Erfolge gegenüberstehen", sagt Raskin. "Daher steht das für uns nicht auf der Agenda." Man müsse nicht überall präsent sein. "Die Kunden schätzen es auch, wenn sie zu uns in die Schweiz kommen."

"Keine hohe Priorität"
Bergos war einst Tochter der Hamburger Privatbank Berenberg und firmierte zeitweilig als Bergos Berenberg. Der Schweiz-Ableger löste sich aus der Gruppe heraus und nennt sich nun Bergos. "Deutschland ist für uns ein wichtiger Markt", betont Raskin daher auch. "Wenn wir eine Präsenz in Deutschland aufbauen würden, wäre der wahrscheinlichere Weg über eine Beteiligung oder eine Übernahme", erläutert der Bankleiter. "Dann haben wir direkt ein etabliertes Team vor Ort." Aber so etwas nehme "keine hohe Priorität" ein. "Im Moment läuft es gut, so wie wir aufgestellt sind."


Wie andere Alpenbanken den deutschen Markt erobern wollen und welche Wege den Instituten dabei offenstehen, lesen Sie in Heft 4/2023 von FONDS professionell. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.


Bei der Kundenbetreuung schlagen die Züricher wiederum andere Wege ein als andere eidgenössische Geldhäuser. "Wir segmentieren unsere Kunden nicht nach dem Betrag der von uns betreuten Vermögen", erläutert Raskin. "Vielmehr richten wir uns nach ihren Bedürfnissen. Die variieren, je nachdem welcher Kundengruppe sie angehören." Die erste Kundengruppe seien aktive Familienunternehmer. Die zweite seien diejenigen, die ihr Unternehmen verkauft haben oder schon länger Vermögen besitzen.

"Nicht alles selbst übernehmen"
"Die dritte Gruppe entspringt unserer Historie: die Schifffahrt", ergänzt der Bergos-Leiter. "Wir haben hier vor allem in Griechenland einen Ruf im Private Banking erworben." Die vierte Gruppe adressiere die nächste Generation. "Dabei geht es nicht allein darum, die Erben an Bord zu holen, sondern mit der 'Next Generation' der Kunden und der Partner zusammenzuarbeiten, um unsere Bank anzupassen und auch die Bedürfnisse einer neuen Generation wirklich zu verstehen", führt Raskin aus.

Grundsätzlich deckt das Institut eine breite Spanne an Dienstleistungen ab. "Wir bieten die gesamte Vermögensberatung und -verwaltung: über Beratungsmodelle bis hin zum diskretionären Vermögensmanagement", zählt Raskin auf. Auch das Erbrecht über Familien- und Steuerrecht bis hin zur Zuzugsberatung in die Schweiz werde abgedeckt. Einige dieser Felder würden aber auch über Kooperationspartner erschlossen. "Wir als Bank sind der Meinung, nicht alles selbst übernehmen zu müssen", betont der Manager. "Manchmal ist es auch besser, die Partner wechseln zu können, wenn deren Leistung nicht stimmt." (ert)