Die Bethmann Bank möchte im Wealth Management in Deutschland auf Expansionskurs bleiben. "Mittlerweile betreuen wir rund 42 Milliarden Euro und sind der drittgrößte Marktteilnehmer in dem für uns relevanten Kundensegment. Das ist eine gute Ausgangsbasis, reicht uns aber nicht", sagt Kundenvorstand Nicolas von Loeper im Interview mit FONDS professionell, das in voller Länge in Ausgabe 3/2021 erschienen ist.

Das Institut, das seit 2004 dem niederländischen ABN-Amro-Konzern gehört, hatte vor zehn Jahren das deutsche Private Banking der LGT übernommen, 2014 folgte das Privatkundengeschäft der Credit Suisse in Deutschland. Zuletzt ging es eher in kleinen Schritten vorwärts, mit Büroeröffnungen Anfang 2020 in Würzburg und im Juli dieses Jahres in Wuppertal.

Einstieg ins mittelständische Firmenkundengeschäft
"Wenn sich die Chance ergibt, nochmals anorganisch zu wachsen, würden wir uns das auf jeden Fall anschauen. Aktuell konzentrieren wir uns darauf, uns organisch weiterzuentwickeln", so von Loeper. "Auf der einen Seite würden wir an jedem unserer 14 Standorte neue Kollegen aufnehmen und führen auch schon entsprechende Gespräche. Auf der anderen Seite wäre beispielsweise eine weitere Niederlassung in Süddeutschland interessant, insbesondere in der Freiburger Gegend."

Parallel zum geplanten Ausbau der Standorte ist die Bank ins mittelständische Firmenkundengeschäft eingestiegen: Der neue Geschäftsbereich "Entrepreneur & Enterprise" richtet sich insbesondere an familiengeführte Unternehmen. "Dafür bauen wir nun eigene Teams in den Niederlassungen auf", erläutert von Loeper. Um das Wachstum zu forcieren, stellte die Bank auch neue Kollegen ein, die sich ganz bewusst nur auf die Akquise neuer Kunden konzentrieren sollen und diese für die Betreuung dann an andere Berater übergeben. Bundesweit beschäftigt das Institut inzwischen rund 500 Mitarbeiter, darunter etwa 140 Kundenberater.

"Mitunter fliegen die Fetzen"
Bei der Akquise möchte die Bethmann Bank unter anderem mit dem Schlagwort Nachhaltigkeit punkten. Im Gegensatz zu vielen anderen Instituten habe man dieses Thema nicht erst kürzlich entdeckt, betont von Loeper. "Wir haben schon vor elf Jahren einen Nachhaltigkeitsbeirat berufen, der mit externen Experten besetzt ist und ein Mitspracherecht in der Vermögensverwaltung hat", erläutert der Vorstand.

"Der Beirat diskutiert mit unseren Anlagestrategen und Portfoliomanagern, wo wir die Leitplanken für unsere Investments setzen und ob wir auf dem richtigen Weg sind", sagt von Loeper. "Da wird auch mal hinterfragt, warum wir einen bestimmten Titel gekauft haben. Mitunter fliegen die Fetzen, aber in konstruktiver Art und Weise." Über 90 Prozent des Neugeschäfts flössen in die nachhaltige Vermögensverwaltung, betont der Banker. Auch die Portfolios zahlreicher Bestandskunden würden entsprechend umgeschichtet.

"Der Fonds hat viele Vorteile – auch für die gehobene Kundschaft"
Von Loeper äußert sich in dem Interview auch zur generellen Akzeptanz von Fonds bei vermögenden Privatkunden. Bevorzugen diese nicht eher eine "echte" Vermögensverwaltung? "Im Wesentlichen ist ja erstmal die Beratung unsere Dienstleistung – unabhängig vom angebotenen Produkt", sagt der Vorstand. "Bei Kunden mit hohem Volumen steht der Fonds zu Unrecht im Schatten, und das wollen wir ändern."

In der Vergangenheit sei es so gewesen, dass ein Fonds zum Beispiel mit einer jährlichen Gebühr von 1,5 Prozent belegt war, während für die Einzeltitelvermögensverwaltung vielleicht 1,0 Prozent anfielen. "Darum war klar, dass sich die meisten Kunden für die Vermögensverwaltung entscheiden." Nun sei es der Bank gelungen, beispielsweise für die Produktlösung "Bethmann Nachhaltigkeit Ausgewogen" den Fonds über eine spezielle Anteilsklasse für die eigenen Kunden sogar etwas günstiger anzubieten als die Vermögensverwaltung – bei gleichem Inhalt, also identischer Anlagestrategie. "Jetzt kann der Kunde frei wählen, ob er lieber Einzeltitel im Depot hätte oder einen Fonds", so von Loeper. "Wir bieten zu jeder Vermögensverwaltung den passenden Fonds an. Der Fonds hat viele Vorteile – auch für die gehobene Kundschaft." (bm)


Das vollständige Interview ist in FONDS professionell 3/2021 ab Seite 366 erschienen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.