Heiko Beck, Vorstandschef der Deutschen Wertpapier Service Bank AG (DWP), die den deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken gemeinsam gehört, sprach am Donnerstag (27.4.) gegenüber der Nachrichtenagentur "Bloomberg" von einem "Betriebsunfall", der für die Bank zu Einbußen von 61 Millionen Euro geführt habe. Das Vorsteuerergebnis sackte in der Folge auf 1,9 Millionen Euro ab, verglichen mit 57,3 Millionen Euro im Vorjahr. 

Hintergrund ist ein komplexes Zertifikate-Geschäft eines privaten Depotkunden. Die Bank hatte eine große Anzahl eines Zertifikats zum aktuellen Marktpreis auf eigene Rechnung einkaufen müssen. 

"Wir erwägen rechtliche Schritte gegen andere, wodurch eine Reduktion des Schadens möglich ist", sagte Beck. Dem Vorfall liege eine Kausalkette mit vielen Beteiligten zugrunde. Die Prüfung und Aufarbeitung der Geschehnisse sei weit fortgeschritten, allerdings wolle die Bank erst ein komplettes Bild haben, bevor sie sich zu Details äußere. Das werde wahrscheinlich zum Ende des zweiten Quartals sein, so Beck.

Die Ursache für die teure Panne liegt früheren Angaben zufolge in Fehlern innerhalb der Prozesskette für Wertpapierabwicklungen. Zum Zeitpunkt von Kauf und Verkauf der Zertifikate sei die Anzahl der Wertpapiere vom Emittenten über einen Reverse Split sehr stark reduziert worden. Der private Depotkunde habe viele Zertifikate zum alten Preis kaufen und die meisten davon zum neuen, viel höheren Preis verkaufen können.

Generell positive Entwicklung
Jenseits des fehlerhaften Börsengeschäfts sei es ein starkes Geschäftsjahr gewesen, sagte Beck. Das Provisionsergebnis habe auf 320,7 Millionen Euro zugelegt – ein Plus von 7,5 Millionen Euro. Auch bei anderen wesentlichen Kennzahlen wie Sparplänen und Depotposten sei eine positive Entwicklung zu verzeichnen gewesen. Die Nettomittelzuflüsse im Ordergeschäft betrugen 34 Milliarden Euro, trotz Inflation und Unsicherheiten, etwa im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. "Viele Anleger lassen sich nicht mehr so schnell von Marktschwankungen verschrecken wie in der Vergangenheit, als die Geschäfte zyklischer waren", erklärte Beck. 

Vergangenes Jahr hatte die DWP Bank 52,3 Millionen Wertpapiertransaktionen abgewickelt – fast eine Million Orders mehr gegenüber dem Vorjahr. Gut ein Viertel aller Transaktionen entfällt inzwischen auf Sparpläne.

Die DWP Bank tritt selbst nicht im Endkundengeschäft auf, sondern ist Dienstleister im Hintergrund. Rund drei Viertel aller Banken in Deutschland haben ihre Wertpapierprozesse an sie ausgelagert, etwa die DZ Bank samt angeschlossener Genossenschaftsbanken, 331 Sparkassen, Landesbanken wie Helaba und NordLB sowie Privatbanken. Die Kernkapitalquote lag Ende Dezember bei 24,5 Prozent, die Anzahl der Beschäftigten zum selben Datum bei 1.253 Mitarbeitern. Wegen der Integration des Kunden Postbank in die Mutter Deutsche Bank verliert die DWP Bank im laufenden Jahr mehrere hunderttausend Depots.

Gesellschafter der DWP Bank sind Dekabank, BayernLB, Helaba, der Rheinische Sparkassen- und Giroverband sowie der Sparkassenverband Westfalen-Lippe als Vertreter der Sparkassen-Finanzgruppe mit zusammen 50 Prozent und die genossenschaftliche DZ Bank mit 50 Prozent. (mb/Bloomberg)