Ende 2017 brach das System der Krypto-Anlageplattform Optioment zusammen. Doch erst die vergangenen Tage zeigen das Ausmaß so richtig. Ende Januar brachte die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien zu Optioment ein. Die Anlageplattform, mit angeblicher Registrierung in Costa Rica und mutmaßlich österreichischen Hintermännern, hatte Anlegern sensationelle Renditen für ihr Bitcoin-Investment versprochen. Nun dürften europaweit 70 Millionen Euro verschwunden sein – einige Ermittler sprechen gar von 100 Millionen Euro, um die Gutgläubige geschädigt wurden.

Die Wiener Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Betriebs eines Pyramidenspiels, Betrug und Verletzung des Kapitalmarktgesetzes. Wie ein Sprecher gegenüber FONDS professionell ONLINE sagte, werden Ermittlungen gegen zwei namentlich bekannte Personen sowie gegen Unbekannte geführt.

"Manche verkauften ihre Autos"
Wie der ORF in einer Aussendung berichtet, dürften rund 10.000 Anleger im Vorjahr der Plattform Geld anvertraut haben. "Manche verkauften ihre Autos, andere nahmen Kredite dafür auf", heißt es. Den Anlegern wurden bis zu vier Prozent Zinsen versprochen – pro Woche wohlgemerkt! Zusätzlich gingen Anleger sogar selbst auf Kundenfang, um mit Provisionen noch mehr zu verdienen. Das System war als Multi-Level-Marketing aufgebaut.

Der ORF hat aktuell gemeinsam mit der Tageszeitung "Die Presse" zahlreiche Dokumente gesichtet und Anleger befragt. Eine Frau erzählte der Zeitung, dass sie ihre ganze Familie ebenfalls angeworben habe. 50 Bitcoins seien gekauft worden. Nach heutigem Kurs wären das 375.000 Euro. Ein anderer Anleger hat dem Bericht zufolge 200 Anleger hereingeholt.

Die Homepage ist seit November offline. Europaweit wurden weitere Anleger geschädigt. Homepages, die Optioment vertreiben oder bewerben, sind in Deutschland und der Schweiz aber immer noch online abrufbar, und man kann sich hier ein Bild machen über die Versprechungen, mit denen die Anleger gelockt wurden und werden.

Steirer und Niederösterreicher im Visier
Mutmaßlich stehen zwei Brüder aus der Steiermark und ein Mann aus Niederösterreich hinter Optioment. Auf dem Schweizer Onlinekanal internet-office.ch, der für Optioment wirbt, werden drei Brüder P. aus Österreich genannt.

"Die Presse" berichtet, dass die Österreicher als die "drei Optioment-Musketiere" aufgetreten waren. Sie hätten unter sich rund 50 sogenannte "Diamond-Trader" gehabt, die für eine Ausbreitung des Netzwerks nach Polen, Rumänien oder Ex-Jugoslawien gesorgt hätten. Die österreichischen Optioment-Verantwortlichen sagten den Anlegern hingegen, ein Däne Namens Lucas M. und ein Lette Namens Alex P. stünden hinter dem System, so Die Presse.

Werbung mit der Einlagensicherung
An einer Veranstaltung von Optioment am 18. November 2017 – also kurz bevor das System zusammenbrach und die Website offline ging – hätten rund 700 Leute teilgenommen. Eine Frau, die 10.000 Euro in Optioment investiert hatte, sagte der Zeitung: "Ich hab mich gefühlt wie bei einer Sekte. Die haben auch Spiele gemacht, alle aufgefordert aufzustehen und die Augen zu schließen. Dann haben sie gesagt: 'Spürt ihr das? Dieses Gefühl, das euch überkommt?' Zwischendurch haben sie die Einlagensicherung erwähnt." (eml)