Christian Machts leitet seit rund dreieinhalb Jahren das Retail-Geschäft für Blackrock in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Im ersten Teil des Interviews mit FONDS professionell ONLINE äußerte er sich über die Investitionen des US-Anbieters in Deutschland, die geänderten Ansprüche der Vertriebspartner und die Folgen der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Im zweiten Teil spricht Machts über die Pläne des weltgrößten Vermögensverwalters in Sachen Robo-Beratung.

Herr Machts, ein ganz wichtiges Thema in Ihrer Branche ist derzeit die automatisierte Anlageberatung. Blackrock hat in den USA den Robo-Berater Future Advisor übernommen. Wann bringen Sie diese Plattform nach Europa?

Christian Machts: Da muss ich etwas ausholen: Blackrock will im Markt für Robo-Beratung eine aktive Rolle spielen und genau verstehen, wie diese Modelle funktionieren und was den eigentlichen Kern dieser Angebote ausmacht. Wichtig ist, dass wir ein reiner B2B-Anbieter bleiben werden. Wir möchten nicht in Konkurrenz zu unseren Vertriebspartnern treten, sondern ihnen vielmehr bei der Digitalisierung ihrer Dienstleistung helfen. Was die Robo-Beratung anbelangt, ist der amerikanische Markt dem europäischen um Jahre voraus. Die dort gewonnenen Erkenntnisse helfen uns enorm weiter, wenn wir mit unseren Partnern hierzulande über dieses Thema sprechen. Derzeit ist aber nicht geplant, Future Advisor aktiv nach Europa zu holen. Priorität hat, die Plattform in den USA weiterzuentwickeln.

Wenn Sie schon einen funktionierenden Robo-Berater haben, wäre es doch ein Leichtes, diese Technologie nach Europa zu holen.

Machts: Nein, denn im Detail ist das enorm komplex, schon weil die Regulierung und die steuerliche Behandlung in jedem europäischen Land anders ist. Wir denken über eigene Modelle für den europäischen Markt nach, aber da geht es primär darum, von den Erkenntnissen aus den USA zu profitieren, als die dortige Plattform hier zu implementieren. Die eigentlich spannende Frage mit Blick auf die Robo-Beratung ist auch nicht die Maschine, die im Hintergrund das Asset Management erledigt – das ist mehr oder weniger Handarbeit.

Sondern?

Machts: Viel interessanter ist, wie ein Finanzdienstleister oder Asset Manager im Internet mit seinen Kunden agiert. Wie begeistere ich einen Interessenten für meine Dienstleistung? Bei Future Advisor liegt der Fokus darum auch nicht auf der Konstruktion der Portfolios, sondern auf der Frage, wie sich Kunden im Internet gewinnen lassen. Neulich hat ein Kollege berichtet, wie er auf einer Dienstreise im Hotel mit dem Smartphone noch schnell ein Bankkonto eröffnet hat – und dass ihm das tatsächlich Spaß gemacht hat. Da müssen wir hin. Unser Ziel sollte es sein, dass die Kunden abends auf dem Sofa mit ihrem Tablet nicht nur bei Zalando shoppen, sondern sich freiwillig noch fünf Minuten mit ihren Finanzen beschäftigen.

Wird der Anlageberater dann überflüssig?

Machts: Höchstens für eine kleine Zielgruppe. Ich glaube, dass die Zukunft "Guided Advice" heißt: Der Berater spricht Empfehlungen aus, stützt sich dabei aber auf technologische Unterstützung. Dieses Zusammenspiel von Mensch und Maschine wird definitiv wichtiger werden.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)