Der Maklerpool Blau Direkt gehört rund 25 Jahre nach Gründung zu den Top-Adressen in diesem speziellen Marktsegment. Im Laufe der Jahre hat sich der Pool von einer inhabergeführten Gesellschaft zu einem Konzern entwickelt – nebst einer Reihe an Töchtern. Mittlerweile versammeln sich unter dem Dach von Blau Direkt mehr als ein Dutzend Firmen. Wer das Unternehmen nicht aus nächster Nähe verfolgt, verliert da schnell den Überblick. FONDS professionell hat recherchiert, um ein zumindest für einige Wochen aktuelles Organigramm des Konzerns zeichnen zu können (siehe Grafik unten), die Entwicklung der Lübecker ist rasant. 

"Wie so häufig in solchen Fällen ist das Unternehmen Blau Direkt historisch gewachsen und in seiner heutigen Form das Ergebnis von verschiedenen Entscheidungen in der Vergangenheit", beschreibt Oliver Pradetto, einer der Gründer und Anteilseigner von Blau Direkt, die Entwicklung. Ein Treiber war, dass sich Blau Direkt aus den Anfängen als Maklerpool im Sinne einer Einkaufsgemeinschaft zu einem Technikdienstleiter für Makler gemausert hat. So haben Pradetto und sein Mitgründer Lars Drückhammer Firmen erworben oder mitgegründet, wenn deren Dienstleistung einen Mehrwert für Makler liefert, den Blau Direkt selbst nicht bieten konnte oder wollte. 

Beispiel: KV Werk
Nur ein Beispiel für die Erweiterung der Blau-Direkt-Gruppe um Firmen, die das Leistungsspektrum der Lübecker ergänzen, ist das 2016 zusammen mit Jan Dinner, dem Chef des Pools Insuro, gegründete KV Werk: "Insuro hat große Kompetenz bei privaten Krankenversicherungen. In diesem Bereich ist Blau Direkt nicht so stark – wir sind ja eher technisch orientiert", berichtet Pradetto. Beide Pools lagerten ihr Krankenversicherungsgeschäft an das KV Werk aus und beteiligten sich mit jeweils 50 Prozent.

Pradetto räumt aber gern ein, dass nicht immer rein strategische Gründe zur Gründung einer Tochtergesellschaft geführt haben: "Wir wurden oft von Unternehmern gefragt, ob wir nicht Interesse an einem gemeinsamen Projekt hätten", nennt er ein Beispiel. "Wenn es passte, haben wir zugeschlagen, auch weil wir so jemanden als Verantwortlichen vor Ort bekamen, der wie ein Unternehmer denkt und damit den nötigen 'Drive' hat, erfolgreich zu werden." Das KV-Werk etwa ist auch aus diesen Gründen entstanden.

Warburg Pincus
Ein neues Kapitel in der Firmengeschichte begann Mitte 2022 mit dem Einstieg der angelsächsischen Private-Equity-Firma Warburg Pincus. Laut Pradetto hat der Einstieg von Warburg Pincus zweierlei Auswirkungen: Zum einen bekam Blau Direkt die "Feuerkraft", um, wann immer nötig, Firmen zukaufen zu können – insbesondere dann, wenn diese, wie erwähnt, Produkte oder Services bieten, die den Lübeckern noch fehlen, oder wenn Blau Direkt verhindern möchte, dass Mitbewerber eine Schlüsseltechnologie kontrollieren.

Die andere Auswirkung des Warburg-Pincus-Deals: "Wir erhalten nun das Know-how, wie man aus einem Konstrukt von Gründern einen Konzern baut", sagt Pradetto. Der Umbau läuft dabei wie folgt: Zuerst wurde das Unternehmen von einer Personengesellschaft in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt. Blau Direkt ist nun eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), nachdem es lange Jahre als GmbH & Co. KG firmierte. Über der Blau Direkt GmbH thront nun die Blue Midco GmbH als Holding, die wiederum im Besitz von Warburg Pincus sowie Pradetto und Drückhammer ist – im Verhältnis 65 zu 35 Prozent. Ein Nebenaspekt: Zeitsprung untersteht auch der Blue Midco, ist also eine Schwester und keine Tochter. Alle anderen Unternehmen hängen als Töchter unter der Blau Direkt GmbH. (jb)


Den vollständigen Artikel über Blau Direkt finden Sie in der aktuellen Ausgabe 1/2024 von FONDS professionell oder nach Anmeldung hier im E-Magazin.