"Ich würde nicht mehr nur von einem 'War for Talent' sprechen, sondern inzwischen von einem 'War for Hands'", sagte Tino Benker-Schwuchow, Mitglied des Group Management Boards von BNP Paribas in Deutschland und verantwortlich für Personal, in einem "Bloomberg"-Interview.

Nachdem es in den vergangenen Jahren bereits schwierig gewesen sei, Leute für besonders spezialisierte Positionen etwa in der Compliance zu finden, habe sich das inzwischen auch auf "normale" Bereiche wie Rechnungswesen oder Personalmanagement ausgedehnt. "Auch hier sehen wir zunehmend einen Mangel an qualifizierten Kolleginnen und Kollegen. Das liegt nicht zuletzt auch am demografischen Wandel", sagte er.

Benker-Schwuchow spricht daher von einem Arbeitnehmermarkt. Offene Stellen pro Bewerber würden zunehmen. Die Anzahl der sich aktiv Bewerbenden sei beispielsweise zwischen dem dritten Quartal 2021 und dem dritten Quartal 2022 um die Hälfte zurückgegangen. Obwohl in der Branche insgesamt Jobs abgebaut werden, haben auch andere Institute Probleme, bestimmte Positionen zu besetzen. Die Zahl der von Banken und Fintechs in Deutschland öffentlich ausgeschriebenen Stellen belief sich allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres auf 36.973, zeigen Daten des Berliner Personaldienstleisters Index Group.

3.000 Euro Prämie und Ausbau von Homeoffice
Bei der Stellenbesetzung setzt Benker-Schwuchow nicht nur auf Stellenbörsen, sondern auch auf Headhunter und auf Recruiting-Events. Und wenn Mitarbeiter erfolgreich einen neuen Kollegen vermitteln, zahlt die Bank eine Prämie von 3.000 Euro für Festanstellungen.

Gleichzeitig versucht BNP Paribas, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. So dürfen Mitarbeiter in Deutschland bis 60 Prozent von daheim arbeiten. Im Durchschnitt sind sie an 2,5 Tagen pro Woche außerhalb des Büros tätig. "Homeoffice wird bleiben. Das ist kein kurzfristiger Trend", versicherte Sofia Merlo, Head of Group Human Resources bei BNP Paribas, in dem gemeinsamen "Bloomberg"-Gespräch mit Benker-Schwuchow.

Vor diesem Hintergrund habe BNP in den meisten der größeren und neueren Standorte Desk-Sharing eingeführt. Dabei kommen Merlo zufolge im Schnitt 66 Schreibtische auf 100 Mitarbeiter. Das gelte auch für Deutschland. Kleinere Büros sollen schrittweise ebenfalls umgestaltet werden.

Anders als Wettbewerber erlaubt BNP derzeit kein Workation, also zeitlich begrenztes Arbeiten aus dem Ausland. Genau das wird von Instituten wie LBBW, DZ Bank und BayernLB inzwischen angeboten, auch um sich als Arbeitgeber attraktiver zu machen. "Da gibt es leider noch zu viele Hürden und Risiken, etwa mit Blick auf Steuern, Datenschutz und Krankenversicherung", begründete Merlo die Zurückhaltung ihrer Hauses.

Eigenen Angaben zufolge besetzt BNP Paribas weltweit in jedem Jahr etwa 25.000 unbefristete Stellen. Die derzeit 500 offenen Posten in Deutschland betreffen laut Benker-Schwuchow unter anderem die Bereiche Audit, Risk & Compliance, Finance, Client Relationship Management und IT. (mb/Bloomberg)