Die deutschen Versicherer haben sich im Geschäftsjahr 2020 besser als erwartet geschlagen. Die Firmen konnten trotz der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sogar einen leichten Beitragszuwachs erzielen. Eine Ausnahme bildeten lediglich zwei Lebensversicherer, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf seiner Jahrespressekonferenz mitteilte. 

Corona war aber nicht nur wegen der allgemeinen Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft ein wiederkehrendes Thema bei der Konferenz. GDV-Präsident Wolfgang Weiler ging in seiner Rede direkt auf den spektakulären Streit um Betriebsschließungsversicherungen (BSV) ein, der der Branche harsche Kritik einbrachte: Zahlreiche Versicherer weigerten sich, den Gastronomen und Hoteliers Umsatzeinbußen aufgrund der Pandemie zu ersetzen. Sie begründeten dies damit, dass der Sars-Cov-2-Erreger nicht explizit auf der Liste jener Viren stand, nach deren Ausbruch Versicherer zu Zahlungen verpflichtet sind.  

Pandemien sind "rein privatwirtschaftlich nicht zu versichern"
Weiler betonte in seiner Rede, dass Versicherer zur Bewältigung der Covid-Krise beitragen würden. "Wir mussten in den vergangenen Monaten aber auch erklären, wo und warum privatwirtschaftlicher Versicherungsschutz für Unternehmen Grenzen hat. Nämlich dort, wo eine globale Pandemie das Versicherungsprinzip aushebelt und Risiken unkalkulierbar macht", so der Präsident des GDV. Sie seien daher "rein privatwirtschaftlich nicht zu versichern".

Im Hinblick auf die BSV, die 2020 ins öffentliche Bewusstsein gerückt sei, führte Weiler aus, dass diese nie für eine globale Pandemie oder bewusste politische Entscheidungen wie einen Lockdown konzipiert worden seien. "Vor allem Gastwirte und Hoteliers haben uns unter anderem vorgeworfen, dies in den Bedingungen nicht eindeutig genug formuliert zu haben." Daher habe die Branche Konsequenzen gezogen und die Bedingungen in der Zwischenzeit nachjustiert. Vor allem plädiert Weiler für eine "Private Partnership zwischen Versicherungswirtschaft und Staat", die von einer Pandemie betroffene Wirtschaftszweige gemeinsam stützen soll.

Leichter Beitragszuwachs über alle Sparten
Trotz Corona und BSV, der GDV präsentierte auch konkrete Branchenzahlen. Das vergangene Geschäftsjahr schlossen die Versicherungsunternehmen über alle drei Sparten hinweg mit einem Beitragszuwachs von 1,2 Prozent auf 220,1 Milliarden Euro ab. Im Geschäft der Lebensversicherer habe die Corona-Krise aber Spuren hinterlassen, die Zahl neu abgeschlossener Verträge sei 2020 um gut zwölf Prozent gesunken. 

Dagegen entwickelten sich die Beiträge nur leicht rückläufig, nachdem im Jahr zuvor noch ein Einnahmeplus von über elf Prozent verbucht worden sei: Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds verzeichneten ein Minus von 0,4 Prozent auf knapp 103 Milliarden Euro. Die laufenden Beiträge gingen dabei um 1,0 Prozent auf 64,4 Milliarden Euro zurück, während die Einmalbeiträge um 0,4 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro zulegten.

Komposit- und PKV-Geschäft
In der Schaden- und Unfallversicherung stiegen die Beitragseinnahmen laut GDV-Hochrechnungen um 2,1 Prozent auf 74,8 Milliarden Euro. Die Beitragseinnahmen der privaten Krankenversicherungsunternehmen erhöhten sich 2020 um 3,8 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro. Davon entfallen 38,4 Milliarden Euro auf die Krankenversicherung (+1,5%). In der Pflegeversicherung lagen die Einnahmen bei 4,2 Milliarden Euro (+31,2%). (jb)