Die neue Finanzmarktrichtlinie Mifid II bringt viele Umwälzungen für die Investmentbranche mit sich. Eine davon ist, dass Fondsanbieter künftig genau aufschlüsseln müssen, wieviel Geld sie für Analysen von Drittanbietern ausgeben. Diese Änderung könnte vor allem großen Häusern in die Hände spielen, meinen Branchenbeobachter. Kleinere Asset Manager werde es hingegen schwerer fallen, die zusätzlichen Kosten zu stemmen. "Das Spielregeln sind nicht mehr so ausgewogen", sagt Monica Gogna, Partnerin der Rechtsanwaltskanzlei Dechert, der Wirtschaftszeitung "Financial Times".

Bislang verschicken Handelshäuser und Investmentbanken ihre Studien praktisch umsonst. Sie finanzieren diesen Dienst über die Gebühren für Handelsaufträge der Asset Manager. Dieses Gegengeschäft ist den Aufsehern jedoch zu undurchsichtig.

Nun müssen Broker und Banken ihren Kunden das Research in Rechnung stellen. Der Großteil der Fondshäuser hat sich entschlossen, die anfallenden Kosten auf die eigene Bilanz zu nehmen. Nur wenige Anbieter reichen die Rechnung an die Fondsanleger weiter (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Underperformer und Ladenhüter lasten auf dem Gewinn
Dieser neue Kostenblock ist auf den ersten Blick für die Schwergewichte der Branche dank ihrer großen Masse leichter zu stemmen. "Große Firmen haben den Spielraum, die Kosten in ihrer Gewinn-und-Verlust-Rechnung zu tragen", sagte Gogna. "Kleinere Asset Manager treffen jedwede zusätzlichen Kosten hingegen empfindlicher." Da die Branche aber nahezu geschlossen die Gebühren selbst übernimmt, könnten die kleinen Anbieter nur schwerlich gegen den Strom schwimmen, so Gogna. Bei den Anlegern habe sich mittlerweile die Erwartung etabliert, dass Fondshäuser die Researchkosten selbst übernehmen.

Ob die neuen Regeln die Ertragslage für kleine Anbieter tatsächlich dämpft, erscheint jedoch nicht ausgemacht. Immerhin führen große Fondsfabriken ein breit gefächertes Sortiment. Daher schleppen die Anbieter zwangläufig auch Underperformer oder Ladenhüter mit, aus denen Anleger Geld abziehen oder die nie eine kritische Größe erreichten.

Zudem unterhalten die Branchengrößen einen großen Verwaltungs- und Vertriebsapparat mit entsprechenden Kosten. Kleinere Häuser konzentrieren sich hingegen auf wenige Flaggschiffe, die hohen Profit abwerfen, solange die Performance stimmt. Zuletzt setzen kleinere Häuser häufig auf Nischenmärkte und haben hier eine eigene Expertise aufgebaut. Sprich: Sie sind generell in geringerem Maße auf externes Research angewiesen. (ert)