Der britische Robo-Berater Moneyfarm hat seinen deutschen Mitbewerber Vaamo übernommen. Das meldet das "Handelsblatt" unter Berufung auf die beiden Gesellschaften. Vaamo hat den Vorgang auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE bestätigt.

Nach Angaben der Wirtschaftszeitung möchte Vaamo mit dem neuen Besitzer ein europaweites Angebot für digitale Vermögensverwaltungen aufbauen. Damit dürfte die Marke "Vaamo" und ihr Eichhörnchen-Logo, die 2014 in Frankfurt an den Start gingen, nach und nach verschwinden.

Zäsur am Robo-Markt
Die Wirtschaftszeitung deutet den Schritt als Zäsur am Markt für Anlage-Robos. Die beiden Gesellschaften würden damit auf die wachsende Konkurrenz reagieren. Immer mehr Banken, Asset Manager und auch unabhängige Vermögensverwalter drängen in das Segment (FONDS professionell berichtete ausführlich). Dabei müssten sich gerade Start-ups wie Vaamo gegen bekannte Marken behaupten, was viele laut dem Handelsblatt rasch an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit bringt. Mit Cashboard ging 2017 einer der ersten Robos sogar schon pleite.

"Wer mit seinem Geschäftsmodell auf Privatkunden zielt, braucht unter anderem Geld für Werbung, denn einem unbekannten Start-up vertrauen Verbraucher ungern ihre Ersparnisse an. Hier ist es wichtig, Marke und Vertrauen aufzubauen", zitiert das Handelsblatt Sven Korschinowski, Fintech-Experte der Unternehmensberatung KPMG.

Scalable weit entfernt
Das hat bei Vaamo offenbar nicht wie gewünscht geklappt. Während Marktführer Scalable, auch dank seiner Kooperation mit der ING Diba, mittlerweile mehr als eine Milliarde Euro verwaltet, soll Vaamo laut einer Schätzung der Beratergesellschaft Barkow – Stand Mai 2018 – eine "hohe zweistellige Summe" betreut haben. Die Kundenzahl soll laut Handelsblatt bei "deutlich mehr als 5.000" Personen liegen. Von den ursprünglich Ende 2018 angepeilten 100.000 Anlegern ist das Start-up also meilenweit entfernt.

Mehr Übernahmen
Vaamo und Moneyfarm wollen daher zusammen die Flucht nach vorne antreten. Sie würden von der Übernahme gleich mehrfach voneinander profitieren. Gemeinsam seien sie in drei Märkten aktiv und könnten ihr Marktwissen und die Erfahrung bündeln: Die Vaamo-Gründer Oliver Vins und Thomas Bloch sollen Mitglieder des Executive Committees von Moneyfarm werden. Bloch werde für das Deutschlandgeschäft und den Ausbau des europaweiten B2B-Geschäfts von Moneyfarm verantwortlich zeichnen. Vins solle die Themen Produktmanagement und -entwicklung verantworten. "Bei Vaamo haben wir die Aufgaben so ähnlich aufgeteilt", so Bloch gegenüber dem Handelsblatt.

Wegen der Konkurrenzlage könnte der Zusammenschluss bald Nachahmer finden. Matthias Hübner, Partner der Unternehmensberatung Oliver Wyman, berichtet der Wirtschaftszeitung, dass er 2019 weitere Übernahmen erwartet. "Viele Start-ups tun sich noch immer schwer, die ersten 100 oder 200 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen einzusammeln", sagt er der Zeitung. "Doch wenn die kritische Masse fehlt, wird ein eigenständiges Überleben nicht dauerhaft klappen." (jb)