Viele größere Asset Manager aus dem Vereinigten Königreich sind derzeit dabei, ihre Stellung auf dem europäischen Festland auszubauen. Vermögensverwalter wie Jupiter, M&G, Legal & General Investment Management und die Capital Group stocken etwa ihre Belegschaft in bereits bestehenden Niederlassungen auf dem Kontinent auf, beantragen Lizenzen bei den EU-Regulierungsbehörden und errichten weiterer Niederlassungen auf dem Kontinent. Auch US-Anbieter wie Blackstone und Legg Mason verlagern derzeit Teile ihres Fondsgeschäftes aus dem Königreich, wie die "Financial Times“ (FT) berichtet. Banken und Versicherer schmieden ebenfalls verstärkt Abzugpläne aus der Londoner City.

Damit wollen die Gesellschaften einem sogenannten harten Brexit vorbeugen, der ihnen den Zugang zu den europäischen Fondsmärkten von Großbritannien aus versperren würde. Noch können die Asset Manager ihre Fonds via EU-Pass ohne aufwändige Genehmigungsverfahren in allen Ländern der EU vertreiben. Abhängig vom Ausgang der formellen Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der EU könnten auch keine Ersatzregelungen, die ähnliche Vorteile böten, gefunden werden.

Ziele: Luxemburg und Irland
Jupiter Fund Management, das Fonds im Wert von mehr als 40 Milliarden Pfund (46 Mrd. Euro) verwaltet, hat der FT zufolge bereits begonnen, eine neue EU-Einheit aus dem Boden zu stampfen. M&G, mit 165 Milliarden Pfund (189 Mrd. Euro) Assets under Management kein Leichtgewicht, hat seine Präsenz in Luxemburg verstärkt, indem es bei der örtlichen Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) die Zulassung für eine Kapitalverwaltungsgesellschaft beantragte. Unter den Firmen, die sich in Luxemburg nach einer neuen Bleibe umsehen, sind auch ICG und Blackstone. Der US-Fondsanbieter Legg Mason wiederum beantragt eine UCITS-Lizenz von den irischen Behörden.

Auch Legal & General, mit rund 900 Milliarden Pfund oder eine Billion Euro die größte KVG des Königreichs, hat vorsorglich eine Dependance in Dublin eingerichtet, um auch zukünftig ungehinderten Zugang zum europäischen Markt zu haben, hieß es laut der FT vergangene Woche in einem Memo an die Belegschaft. Dublin ist auch die neue Heimat für das Europa-Geschäft der schottischen Standard Life und des LGIM-Konkurrenten Aviva.

"Langsamer Tod“ der Londoner City
Zu den wenigen Unternehmen, die der Londoner City die Treue halten, gehören Unigestion, der kanadische Pensionsfonds PSP, und Oppenheimer Funds. Das Fondshaus Schroders hingegen will erst einmal schauen, wohin es die Konkurrenz zieht. Schroders-CEO Peter Harrison sei sich jedenfalls noch nicht sicher, ob Luxemburg der richtige Ort für sein Unternehmen ist.

In einer wesentlich ungünstigeren Position befindet sich Emerging-Markets-Spezialist Ashmore, der noch über keine Niederlassung auf dem Festland verfügt – obwohl rund ein Viertel des verwalteten Kundenvermögens von dort stammt. Ashmore-CFO Tom Shippey weiss bereits, dass er mehr Präsenz in Europa braucht: "Wir haben Pläne, aber noch nicht gehandelt. Bevor nicht mehr Klarheit herrscht, werden wir erstmal nichts unternehmen.“

"Die meisten Asset Manager verabschieden gerade Pläne, um vom Brexit betroffene Teile ihres Geschäfts zu schützen“ erklärt Sean Tuffy, Head of Strategy bei der US-Bank Brown Brothers Harriman der FT. Dabei würde die Londoner City einen langsamen Tod sterben, fürchtet der Manager: "Wir werden keine Massenauswanderung erleben, vielmehr werden die Jobs langsam abgebaut und Stellen, die eigentlich in London angesiedelt sein sollten, werden nun woanders geschaffen." (jb)