Die Bundesregierung hat beschlossen, vorerst keine weiteren Anteile der Commerzbank zu veräußern. Das teilte die Finanzagentur des Bundes, die das Aktienpaket verwaltet, am Freitag (20.9.) mit. Die Commerzbank sei ein "stabiles und ertragsstarkes" Institut. "Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet. Dies begleitet der Bund bis auf Weiteres mit der Aufrechterhaltung seiner Beteiligung", heißt es in einer Pressemitteilung der Agentur.

Der Bund reagiert damit auf die Kritik, die an einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit laut geworden war. Die italienische Großbank hatte den Zuschlag für ein erstes Aktienpaket erhalten, das die Finanzagentur veräußerte, und sich außerdem über die Börse mit Anteilen an dem Frankfurter Institut eingedeckt. Zuletzt hatte der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank im Falle eines Kaufs durch die Unicredit vor einem "massiven Stellenabbau" gewarnt und die Bundesregierung dazu aufgerufen, sich gegen die Übernahmepläne auszusprechen.

Rückschlag für "Dealmaker" Andrea Orcel
Ob Unicredit-Chef Andrea Orcel sein Vorhaben, die Commerzbank zu übernehmen, tatsächlich aufgibt, ist allerdings noch nicht ausgemacht. "Ich glaube nicht, dass dies das Ende ist, sondern nur eine Pause, die den Ball nun in die Hände von Unicredit legt", sagte Francesco Castelli, Portfoliomanager bei Banor Capital in London, laut Nachrichtenagentur "Bloomberg". "Sie muss der deutschen Regierung Garantien geben, um ihren Segen zu erhalten. Deutschland wird wahrscheinlich strenge Kriterien für die Führungsstruktur verlangen, um die deutschen Aktivitäten abzusichern."

Orcel gilt als erfahrener Dealmaker. Als er bei Merrill Lynch arbeitete, beriet er die Unicredit beim Kauf der Münchener HVB im Jahr 2005, berichtet "Bloomberg". Zwei Jahre später habe er der Royal Bank of Scotland bei der Übernahme von ABN Amro geholfen. (bm)