Das Hamburger Start-up Capinside hat eine "digitale Werkbank" aufgebaut, mit der Asset Manager illiquide Anlageklassen wie Private Equity oder Infrastruktur verbriefen und als Token in sehr kleiner Stückelung handelbar machen können. "Unser hehres Ziel war es von Anfang an, Zugang und Informationen zu allen Investmentmöglichkeiten zu geben. Dieser Vision sind wir nun einen guten Schritt näher gekommen", sagt Capinside-Geschäftsführer Philipp Schröder. Gestartet war die Plattform im vergangenen Jahr als Informationsportal für Investmentfonds und Finanznachrichten (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Das Konzept funktioniert wie folgt: Der jeweilige Asset Manager bringt ein konkretes Portfolio – etwa ein Infrastrukturprojekt oder einen Private-Equity-Fonds – in eine Zweckgesellschaft ein. Diese begibt eine Anleihe, über die alle Erträge der Zweckgesellschaft als Zinsen ausgeschüttet werden. Diese Schuldverschreibung wird "tokenisiert", also in kleine, an Kryptobörsen handelbare "Security Token" aufgeteilt.

"Die Transaktionskosten sinken massiv"
"Für viele Marktteilnehmer klingt das wohl nach Zukunftsmusik", räumt Schröder im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE ein. "Doch im Grunde handelt es sich nur um eine neue Art der Dokumentation – hinter dem Token steckt kein digitales Krypto-Asset, sondern der Anspruch auf Zahlungen aus einem realen Investitionsobjekt." Der große Vorteil sei schlicht der deutlich vereinfachte Zugang für Anleger und die verbesserte Handelbarkeit der Anteile. "Die Transaktionskosten sinken massiv", so Schröder.

Alle Transaktionen mit den Token würden in einer Blockchain dokumentiert, die auf der Programmiersprache Ethereum basiert, erläutert Schröder. "Das ermöglicht es jedem, der ein Ethereum-Wallet besitzt, die Token zu kaufen. Außerdem können die Token an mehr als 100 Kryptobörsen weltweit gehandelt werden."

0,5 Prozent Kosten im Jahr
Capinside kooperiert für das neue Angebot mit mehreren Dienstleistern, die bereits ähnliche Projekte umsetzen konnten: Die Fundament Group aus Hamburg erhielt jüngst die Freigabe der deutschen inanzaufsicht Bafin für den ersten Security Token im Immobiliensektor – sie wird auch die Token der Capinside-Partner produzieren. Als Verwahrstelle dient Finoa, ein von zwei ehemaligen McKinsey-Beratern gegründetes Start-up aus Berlin.

Die Kosten für Anleger liegen bei 0,5 Prozent im Jahr. "Das ist deutlich günstiger als andere Angebote", betont Schröder. Die Gebühren werden direkt aus den Erträgen des Portfolios bedient. Weitere Kosten für die "Verpackung" fallen nicht an, weder für die Asset Manager noch für die Anleger. Hinzu kommen lediglich noch 0,15 Prozentpunkte für die Verwahrung bei Finoa. "Investoren können ihre Token aber auch bei einem anderen Dienstleister lagern oder die Verwahrung selbst übernehmen", sagt Schröder.

Zwei Asset Manager sind von Anfang an dabei
An diesem Donnerstag (28.11.) möchte Capinside das neue Konzept auf einer Veranstaltung in Hamburg vorstellen. "Der Token ist bereits verfügbar", sagt Schröder. Zum Auftakt konnte er zwei Asset Manager gewinnen, die ein Private-Equity- und ein Infrastrukturportfolio verbriefen lassen. "Sobald der von der Bafin genehmigte Prospekt vorliegt, gehen beide Produkte in den Vertrieb", sagt er. Die Namen der beiden Asset Manager möchte er vorher noch nicht verraten. Capinside will sowohl Finanzberater als auch semiinstitutionelle Investoren wie Vermögensverwalter und Family Offices für die neuen Token gewinnen. Eine Tranche soll auch direkt an Endkunden vermarktet werden.

Schröder verfolgt mit dem Angebot große Ziele. "Langfristig ist es auch denkbar, dass Asset Manager Aktien- oder Multi-Asset-Portfolios über unsere digitale Werkbank tokenisieren. Das würde einem Fondsmanager beispielsweise erlauben, seine Expertise ohne Zusatzkosten global zu vermarkten – und nicht mehr nur in den Ländern, in denen seine Publikumsfonds ohnehin zum Vertrieb zugelassen sind." Zunächst solle die Technologie jedoch dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen verspreche. "Und das trifft ohne Frage auf illiquide Anlageklassen wie Private Equity oder Infrastruktur zu, die Privatanlegern bislang gar nicht oder nur zu sehr hohen Kosten zur Verfügung stehen", so Schröder.

Ein Grundproblem bleibt
Wichtig ist Schröder, nur konkrete Objekte renommierter Asset Manager zu verbriefen. "Einen 'Blind Pool' wird es nicht geben", verspricht er. "Leider wurden in jüngster Zeit Security Token auf äußerst fragwürdige Projekte begeben. Solche Vorhaben missbrauchen die gute Idee der Tokenisierung und drohen, die gesamte Technologie zu diskreditieren. Dem möchten wir solide Investments mit seriösen Partnern entgegensetzen." Wichtig sei auch, dass Capinside nie selbst als Emittentin auftrete – das sei Sache der Asset Manager.

Ein Grundproblem wird allerdings auch Schröders jüngster Vorstoß nicht beseitigen können: Das Investitionsobjekt hinter dem Token bleibt illiquide – auch wenn die Anteile dank Tokenisierung schnell und kostengünstig den Besitzer wechseln können. Sollte sich bei einem Projekt eine Schieflage ankündigen, wird der Kurs des Tokens daher deutlich fallen. "An den wirtschaftlichen Risiken des Investments ändert die Tokenisierung natürlich nichts", sagt Schröder. "Da die Token aber weltweit gehandelt werden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es jederzeit Nachfrage gibt – auch in Zeiten, in denen sich die zugrundeliegende Anlage womöglich nicht so gut entwickelt wie zunächst erhofft." (bm)