GAM kämpft weiter mit den Folgen der Suspendierung von Tim Haywood Ende Juli. Der Schweizer Vermögensverwalter hat infolge der Beurlaubung des Managers nicht nur die von ihm verantworteten zehn Portfolios mit einem Volumen von 7,3 Milliarden Schweizer Franken (6,3 Milliarden Euro), die nach einer Absolut-Return-Strategie mit uneingeschränktem Anlageansatz (ARBF) investieren, geschlossen und zu mit ihrer Liquidation begonnen.

GAM musste Bloomberg zufolge nach Bekanntwerden der Vorgänge in der ersten Hälfte des Augusts auch Mittelabflüsse von rund 2,3 Milliarden US-Dollar (zwei Mrd. Euro) aus Produkten hinnehmen, die nicht von Haywood betreut wurden. Die größten Abflüsse verzeichnete dabei der Star Credit Opportunities Strategy Fonds. Anleger haben aus dem in Euro denominierten, rund 6,6 Milliarden schweren Bondportfolio umgerechnet 490 Millionen Euro entnommen.

GAM sieht Branchentrend als Hauptschuldigen
Der Asset Manager mit Sitz in Zürich betonte in einem Statement gegenüber der Nachrichtenagentur, dass die Anteilscheinrückgaben auf das allgemein schwierigere Marktumfeld für Fondsgesellschaften zurückzuführen seien. Vermögensverwalter in ganz Europa – nicht nur GAM – hätten schon seit Mai Probleme mit Mittelabflüssen. "GAM ist nicht immun gegen den derzeitigen Trend in der Fondsindustrie", zitiert Bloomberg eine Sprecherin der Gesellschaft.

Tatsächlich haben Anleger bereits vor Bekanntwerden der Causa Haywood Gelder aus GAM-Vehikeln abgezogen. Bloomberg beziffert die Entnahmen im Juli auf rund 690 Millionen Euro. Allerdings haben sich die die Rückgaben im August stark beschleunigt – nachdem Haywoods Suspendierung öffentlich wurde.

Mangel an Transparenz
Bloomberg berichtet weiter, dass die Anteilscheinrückgaben vor August unter anderem auf den Hinweisen eines Fonds-Consultants beruhten. Dieser sei wegen eines Mangels an Transparenz bei GAM besorgt gewesen, da er auf bestimmte Anfragen bei der Schweizer Gesellschaft keine Antworten bekommen habe. Daraufhin habe er Anlegern geraten, ihre Gelder abzuzuziehen und neu zu investieren.

Aus den bisherigen Berichten ist weiter nicht zu entnehmen, welche Verfehlungen Tim Haywood genau angelastet werden. Soweit bekannt soll er gegen interne Dokumentationspflichten verstoßen haben. Er hat womöglich auch die Unterschriftspolitik des eigenen Hauses missachtet und offensichtlich Vergünstigungen von Kundenseite angenommen, für die er eine Genehmigung seiner Chefs hätte einholen müssen (lesen Sie dazu auch den Kommentar "GAM löst Fonds auf: Ein Opfer des Compliance-Wahnsinns?" von FONDS professionell-Chefredakteuer Bernd Mikosch).

Liquidationsplan
Der Vermögensverwalter gab derweilen bekannt, wie genau die von Haywood verwalteten und mittlerweile eingefrorenen Absolute-Return-Bond-Fonds mit uneingeschränktem Anlageansatz (ARBF) liquidiert werden sollen. Laut der Pressemitteilung bekommen alle Anleger ihren jeweiligen Anteil in bar ausbezahlt. Die ersten Überweisungen sollen Anfang September erfolgen. Hierbei erhalten Kunden der in Luxemburg und Irland domizilierten UCITS-Fonds zwischen 74 und 87 Prozent des investierten Geldes. Anteilseigner des Cayman Master-Fonds sowie der Feeder-Fonds aus Cayman und Australien bekommen zunächst zwischen 60 und 66 Prozent.

"GAMs höchste Priorität beim Liquidationsprozess besteht darin, den Wert für die Anleger zu maximieren sowie sicherzustellen, dass alle gleich und gerecht behandelt werden. Da diese Fonds aus einem Mix von vorwiegend liquiden Anlagen und einigen weniger liquiden Anlagen bestehen, konzentriert sich GAM darauf, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wertmaximierung und schneller Liquidation sicherzustellen. Das Unternehmen geht davon aus, bis Ende September eine weitere Ausschüttung für jeden der Fonds vornehmen zu können und die Ausschüttungen in den kommenden Monaten abhängig von den Marktbedingungen fortzusetzen", heißt es offiziell in der Mitteilung. Für Kunden, die in die ARBF-Strategien investiert bleiben möchten, arbeitet GAM bereits an Nachfolgeprodukten. (jb)