Die Aktie des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard wird aus dem deutschen Leitindex Dax entfernt. Die Deutsche Börse hat dafür das bisherige Regelwerk geändert. Somit können insolvente Gesellschaften innerhalb einer Frist von zwei Handelstagen aus den Dax-Indizes entfernt werden. Bisher war das erst bei einer der vierteljährlichen Überprüfungen möglich gewesen. Neues Mitglied im Dax soll der Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero werden, wie das "Handelsblatt" berichtet.

Der Meldung der Deutsche Börse zufolge sollen die Regeländerungen am 19. August 2020 in Kraft treten und am 21. August nach Marktschluss umgesetzt werden. Ab dem 24. August werden die Indizes dann nach den neuen Vorgaben berechnet. Die Wirecard-Aktie wird also von diesem Tag an nicht mehr im Dax oder in einem der anderen Indizes der Dax-Familie geführt. Das ist das Ergebnis einer Diskussion unter Marktteilnehmern. Angestoßen hatte diese Qontigo, die Index- und Analytiksparte der Deutsche-Börse-Gruppe.

Dax-Rauswurf nach Bilanzskandal
Für den Rauswurf von Wirecard gibt es zwei gute Gründe. Zum einen musste das in Aschheim bei München ansässige Unternehmen nach massiven Bilanzproblemen Insolvenz anmelden. Insgesamt entpuppten sich rund 1,9 Milliarden Euro in den Büchern als Luftbuchungen. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt daher wegen Betrugsverdacht. Führende Wirecard-Manager wurden bereits verhaftet, darunter auch Ex-Vorstandschef Markus Braun. Zum anderen ist der Börsenwert der Gesellschaft auf 200 Millionen Euro geschrumpft – von einstmals über zehn Milliarden Euro.

Nachrücker für den Wirecard-Konzern, der erst im September 2018 die Commerzbank ersetzte, soll Delivery Hero werden. Die Berliner Gesellschaft erfüllt dem "Handelsblatt" zufolge am ehesten die für den Dax-Aufstieg nötigen Kriterien für die Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien und den durchschnittlichen Börsenumsatz. Lange Zeit galt auch der Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise als Dax-Kandidat. (jb)