Die Commerzbank ist mit ihrem Versuch, ihre Online-Tochter Comdirect komplett zu übernehmen, vorerst gescheitert. Die Aktionäre der Comdirect dienten bis zum Fristende am 6. Dezember nur 0,3 Prozent der Anteilscheine an, teilte das Institut mit. Um die Tochter problemlos komplett zu schlucken, hätte die Commerzbank ihren Anteil von 82 auf 90 Prozent ausbauen müssen. Dann hätte sie die verbliebenen Comdirect-Eigner komfortabel per Barabfindung herausdrängen können (Squeeze-out).

Die Commerzbank will im Zuge ihrer radikalen Neuausrichtung ihren erfolgreichen Direktbank-Ableger in das Haupthaus integrieren. Durch die fortschreitende Digitalisierung hätten sich die Geschäftsmodelle der beiden Banken immer stärker angeglichen, hieß es zur Begründung. Das angeschlagene Geldhaus kündigte zudem an, Tausende Stellen zu streichen, die Zahl der Filialen massiv zu reduzieren sowie seine profitable polnische Tochter mBank zu verkaufen.

Renitente Gegner
Für die Verschmelzung mit der Tochter muss die Commerzbank nun einen deutlich aufwendigeren Weg einschlagen. "Die dafür notwendigen Maßnahmen werden wir nun unverzüglich einleiten", sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke. Der Zusammenschluss muss nun auf sowohl auf der Hauptversammlung der Commerzbank wie der Comdirect beschlossen werden. Zudem erhalten die Comdirect-Eigner keine Barabfindung, sondern Commerzbank-Aktien im Tausch.

Gegen die Einverleibungspläne der Mutter hatte sich insbesondere ein Minderheitsaktionär gestellt: der aktivistische Investor Petrus Advisers. Dieser hält mittlerweile 7,5 Prozent der Comdirect-Aktien. Die Commerzbank hatte mit 11,44 Euro je Comdirect-Aktie einen Aufschlag von 25 Prozent geboten. Doch die Titel notieren seit Bekanntgabe der Übernahmepläne deutlich über dem Angebotspreis, am Donnerstagvormittag (12. Dezember) bei rund 12,40 Euro.

Hürde genommen
Auch anderswo läuft es für die Commerzbank unrund: Zugleich gab die Europäische Zentralbank (EZB) bekannt, dass das Geldhaus künftig mehr Eigenkapital vorhalten muss. Die von der Aufsicht geforderte Kernkapitalquote steigt ab 2020 um einen halben Prozentpunkt auf 10,63 Prozent. Dabei handele es sich um eine routinemäßige Erhöhung des Kapitalpuffers für das als systemrelevant eingestufte Institut. Zumindest diese Hürde schafft die Commerzbank aber: sie lag zuletzt mit einer harten Kernkapitalquote von 12,8 Prozent deutlich über den Vorgaben. (ert)