Die Mutter will ihre Tochter zurück, doch die sträubt sich: Was klingt wie der Vorspann eines Hollywoodfilms, spielt sich derzeit in der Finanzwelt ab. Die Commerzbank plant die Übernahme ihrer Direktbank-Tochter Comdirect: Sie will sich mehr als 90 Prozent der Anteile sichern und legte am Mittwoch (30. Oktober) ihr Angebot vor. Doch der zweitgrößte Comdirect-Investor, Petrus Advisers, kanzelt die Offerte als "unverständlich" ab – und rät auch Minderheitsaktionären dazu, ihre Anteile nicht zu verkaufen. Das berichtet das "Handelsblatt".

Die Commerzbank bietet den Comdirect-Aktionären für jeden ihrer Anteilscheine 11,44 Euro. Der gebotene Preis liegt damit zwar rund ein Viertel über dem Schlusskurs vom 19. September, dem Tag vor Bekanntgabe der Übernahmepläne. Seitdem ist die Comdirect-Aktie allerdings kräftig im Wert gestiegen und notiert derzeit bei rund 13,50 Euro. Nachvollziehbar also, dass Petrus Advisers die offizielle Offerte als zu niedrig zurückweist.

Zoff mit Vorgeschichte
Allzu gut zu sprechen auf die Comdirect-Mutter ist man ohnehin nicht. Schon früher hatte der aktivistische Investor die Commerzbank wegen ihres Umgangs mit der Onlinebank-Tochter kritisiert. In einem scharf formulierten Brief richtete Petrus Advisers beispielsweise im März 2018 eine Reihe von Vorwürfen an Commerzbank-Vorstandschef Martin Zielke. Tenor: Die Comdirect wirtschafte unter ihren Möglichkeiten und sei nicht profitabel genug. Im September 2017 hatte der Finanzinvestor mit Sitz in London einen Brief mit ähnlichem Inhalt veröffentlicht und die Commerzbank ebenfalls offen angegriffen.

Das Übernahmeangebot ist daher ein nur allzu willkommener Anlass, erneut Öl ins Feuer zu gießen. Das "Handelsblatt" mutmaßt, dass die Übernahme für die Commerzbank nicht einfach werden wird. Sie hält derzeit Anteile in Höhe von 82 Prozent an der Direktbank.

Comdirect-Mitarbeiter bangen um ihre Jobs
Gegenwind kommt auch vom Comdirect-Personal. Die Beschäftigten fürchten einen rigorosen Stellenabbau inklusive der Aufgabe des Firmensitzes in Quickborn bei Hamburg, sobald die beiden Banken verschmelzen. Tatsächlich kündigte die Commerzbank an, dass es dabei zu einer "Verlegung, Schließung oder Veräußerung von Unternehmensteilen" kommen könne. Sie verspricht sich von der Übernahme Synergien in Höhe von 150 Millionen Euro. (fp/ps)