Commerzbank-Chef Martin Zielke hat die Marschrichtung seines Hauses klar vorgegeben: Wachstum im Firmen- und Privatkundengeschäft. Dafür setzt der Vorstandschef der zweitgrößten deutschen Bank vor allem auf das Filialnetz, wie er in einem Interview mit dem "Handelsblatt" erklärt.

Die Commerzbank müsse, wie die gesamte Branche, mit einem radikalen Umbruch fertig werden. Dieser basiert zum einem auf den anhaltend niedrigen Zinsen, zum anderen spiele Zielke zufolge auch das Verhalten der Kunden und die Digitalisierung eine Rolle. Vor diesem Hintergrund sei normal, dass die Ergebnisse nicht so gut sind wie noch vor Jahren erhofft. "Natürlich würden wir mehr Geld verdienen, wenn die Zinsen höher wären", so Zielke.

Bei den langfristigen Zielen ist er daher vorsichtig: "Sechs Prozent Eigenrendite bei unverändertem Zinsniveau, mindestens acht bei steigenden Zinsen", lautet seine Vorgabe. Er verweist dabei aber auf das Zinsniveau, dessen Höhe er für die Zukunft nicht kenne. "Aber gerade, weil ich nicht weiß, wie die Zinsen in Zukunft aussehen, wollen wir nicht irgendwelche Zahlen in den Raum stellen."

70 Prozent der Kunden werden in der Filiale gewonnen
Der Chef der Commerzbank betont stattdessen lieber die Chance für weiteres Wachstum, die seiner Meinung nach gerade in der erwähnten Digitalisierung liegt. Daher hat die Bank ein großes Restrukturierungsprogramm, einhergehend mit einem massiven Stellenabbau gestartet. Der Umwandlung in eine Direktbank nach dem Vorbild der ING-Diba, die mit dem Modell sehr gute Ergebnisse erzielt, erteilt er aber eine klare Absage: "Die Filialen sind unsere Stärke. Dort gewinnen wir rund 70 Prozent unserer Neukunden. Und das gerade dort, wo sich Wettbewerber aus dem Markt zurückziehen. Wo andere weggehen, bleiben wir und gewinnen neue Kunden."

Comdirect bleibt eigenständig
Damit, so muss man Zielke verstehen, sei sein Institut auch erfolgreich: "Wir erobern einen Teil des Marktes, der einen sehr großen Hebel hat." Aus diesem Grund erteilt er auch Spekulationen über eine Fusion mit der Deutschen Bank eine Absage, um in dem hart umkämpften Markt, den Genossenschaftsbanken und Sparkassen zu zwei Dritteln dominieren, eine Absage. "Mein Ziel ist es, unsere Bank so erfolgreich und stark wie möglich zu machen. Alles andere interessiert mich im Moment nicht", lautet sein Antwort auf die bohrenden Fragen der Handelsblatt-Redakteure.

Ebenso sieht er keine Notwendigkeit, die restlichen Anteile an der börsennotierten Online-Tochter Comdirect zu übernehmen. "Solange Commerzbank und Comdirect erfolgreich sind, gibt es für mich keinen Grund, das infrage zu stellen." (jb)