Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, will das Bankengefüge in Deutschland massiv verändern, berichtet das "Handelsblatt". Demnach will Zielke das Drei-Säulen-Modell aus öffentlich-rechtlichen, genossenschaftlichen und privaten Banken aufbrechen. Offenbar sucht er den Schulterschluss mit den Sparkassen. Laut "Handelsblatt" lotet eine Arbeitsgruppe der Commerzbank eine mögliche Zusammenarbeit aus. 

Die Commerzbank hat jüngst einen umfassenden Umbau verkündet. Filialen sollen geschlossen, unter dem Strich mehr als 2.000 Mitarbeiter entlassen und dafür Investitionen in neue IT und digitale Geschäftsfelder erweitert werden. Investoren zeigen sich von den Kürzungsplänen und der neuen Strategie aber nicht überzeugt. Zudem waren Gespräche über eine Fusion mit dem Konkurrenten Deutsche Bank gescheitert. Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank leidet seit Jahren unter einem Ertragsschwund und sucht händeringend nach eine Ausweg aus der Misere.

Commerzbank als Super-Landesbank
Statt der Großfusion mit der Deutschen Bank sondiert Zielke offenbar, an welche anderen Partner er sich anlehnen kann. Konkret schwebt dem Commerzbank-Chef vor, sein Unternehmen zu einer Art Super-Landesbank zu entwickeln und die Sparkassen bei größeren Krediten oder im Geschäft mit Firmenkunden im Ausland zu unterstützen. Ein persönliches Gespräch zwischen Zielke und Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis habe bereits stattgefunden, schreibt die Zeitung. Bislang signalisiert der öffentlich-rechtliche Sektor aber Ablehnung. 

Sparkassen-Präsident Schleweis hat ebenfalls die Idee einer Super-Landesbank – allerdings nicht gemeinsam mit der Commerzbank. Vielmehr will er alle Landesbanken zu einer Sparkassenzentralbank verschmelzen. Vielen Sparkassen gefällt das, einige Bundesländer sträuben sich jedoch klar gegen den Plan, allen voran Baden-Württemberg. 

Im anderen Lager umgeschaut
Angesichts der ablehnenden Signale der Sparkassen ist auch in der Commerzbank der Glaube nicht mehr so groß, dass es rasch zu einem Zusammenschluss kommt. Ein Insider habe gesagt, das Projekt habe momentan keine hohe Priorität mehr, so das "Handelsblatt". Der öffentlich-rechtliche Sektor müsse sich erst einmal klarwerden, welchen Weg er künftig einschlagen wolle – und mit welchen Eigentümerstrukturen.

Einige Akteure bei der Commerzbank setzen aber darauf, dass es bei den Sparkassen zu einem Sinneswandel kommt, wenn die Not in den nächsten Jahren größer wird, berichtet die Zeitung. Denn die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank wird mit der Zeit allen deutschen Banken immer stärker zusetzen. Gänzlich neu ist das Interesse der Commerzbank am Sparkassen-Sektor nicht. So interessierte sich das zweitgrößte deutsche Geldhaus bereits für die Nord-LB und die Berliner Landesbank. (fp/ert)