Laut Manfred Knof sei es nicht angemessen, eine allgemeine Vorgabe für alle zu setzen, da dies den individuellen Bedürfnissen nicht gerecht werde, so der Commerzbank-Vorstandschef im Gepräch mit dem "Handelsblatt". Er betonte die Notwendigkeit einer flexibleren Herangehensweise.

Selbstbestimmung
Derzeit können Angestellte in der Commerzbank-Zentrale, den Beratungscentern und im Kundenmanagement der Onlinetochter Comdirect bis zu 70 Prozent ihrer Zeit im Homeoffice verbringen. In den anderen Bereichen der Bank sind bis zu 50 Prozent erlaubt. Diese Regelungen gelten jedoch nur bis Ende 2024. Daher strebt der Betriebsrat eine neue, langfristige Vereinbarung an und hat bereits erste Gespräche mit dem Management geführt. Betriebsratschef Uwe Tschäge betonte die Übereinstimmung im Grundgedanken und die Absicht, Teams die Selbstbestimmung darüber zu geben, wie viel Homeoffice sie praktizieren möchten. Es soll regelmäßig diskutiert werden, welches Maß an flexibler Arbeit angemessen ist, heißt es in dem "Handelsblatt"-Bericht.

Die Menge an Homeoffice hängt laut Tschäge von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Phase, in der sich das Team befindet. Wenn alle Teammitglieder schon lange zusammenarbeiten und eigenständig arbeiten, könnte mehr Zeit im Homeoffice möglich sein. Jedoch erforderten die Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder besondere Projektphasen eine höhere Präsenz im Büro. Das Gleiche gilt für die Einführung neuer IT-Systeme.

Es gibt potenzielle Konflikte innerhalb der Teams. Tschäge betont, dass anstelle einer starren Quote ein Appell an die Mitarbeiter erfolgen sollte, regelmäßig ins Büro zu kommen, da der Kontakt zu Kollegen von Bedeutung ist. Es ist schwer vorherzusagen, ob es durch die Neuregelung mehr oder weniger Homeoffice geben wird, da dies von den individuellen Vereinbarungen der Teams abhängt.

Einrichtung von Schlichtungsgremien
In Teams entsteht Potenzial für Konflikte, wenn Führungskräfte und Mitarbeiter unterschiedliche Standpunkte vertreten. Aus diesem Grund legt Tschäge großen Wert darauf, zu klären, wie innerhalb der Teams Auseinandersetzungen über die Arbeit im Homeoffice gelöst werden sollen. Der Betriebsratschef betont deutlich, dass es nicht akzeptabel ist, wenn der Arbeitgeber allein das letzte Wort hat. Er ist überzeugt, dass starre Entscheidungen keine Lösung sind und plädiert stattdessen für die Einrichtung von Schlichtungsgremien, in denen sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmervertreter sind.

Mögliche Signalwirkung
Die geplante Neuregelung bei der Commerzbank könnte eine Signalwirkung für den gesamten Finanzsektor haben, der bisher unterschiedliche Ansätze im Umgang mit dem Homeoffice verfolgt, schreibt die Zeitung. Während bei der DZ Bank und den größten Landesbanken LBBW und BayernLB bereits heute keine festen Homeoffice-Quoten gelten, setzen viele andere Finanzinstitute weiterhin auf klare Höchstgrenzen. Bei der Helaba und der Aareal Bank dürfen beispielsweise Mitarbeiter höchstens 50 Prozent ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus arbeiten. (mb)