Die Commerzbank hat ihre Strategie überholt und plant, in Deutschland mehr Filialen zu schließen als ursprünglich angedacht. Dies berichtet das "Handelsblatt". Der Vorstand habe beschlossen, künftig nur noch 400 statt der eigentlich geplanten 450 Niederlassungen zu unterhalten, sagten mehrere "mit dem Thema vertraute Personen" der Zeitung. Gründe dafür seien der Personalmangel sowie die verstärkte Nutzung von Onlinebanking. Die Commerzbank habe sich dazu nicht öffentlich äußern wollen, schreibt die Zeitung. 

Bereits im September hatte es erste Medienberichte über mögliche zusätzliche Filialschließungen gegeben. Die Bank reagiere damit auch auf die Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges, so das "Handelsblatt". Aufgrund der veränderten Energieherkunftsländer und der Verschiebung von Lieferketten der Firmenkunden wolle das Institut Finanzkreisen zufolge Repräsentanzen in den Golfstaaten auf- oder ausbauen. Zudem solle die Filiale in Singapur gestärkt werden, um von dort nachhaltige Energieprojekte zu begleiten.

Direktangebot für kleinere Firmenkunden erweitern
Vorstandschef Manfred Knof habe diese Pläne in einem Beitrag im Intranet der Commerzbank bestätigt, der dem "Handelsblatt" vorliege. Zudem solle das Direktbankangebot für kleinere Firmenkunden mit weniger Beratungsbedarf ausgebaut werden. Die sogenannte "Mittelstandsbank Direkt" betreue schon gut 3.000 Kunden, bis Jahresende sollten es 6.000 sein, habe Knof erklärt. 

Das Management der Commerzbank hatte die überarbeitete Strategie vergangene Woche auf einer gemeinsamen Strategietagung von Vorstand und Aufsichtsrat vorgestellt. Die neuen Pläne seien auf breite Zustimmung gestoßen, berichtet die Wirtschaftszeitung. "Wir unterstützen die Pläne des Managements, sich künftig auf 400 Filialen zu fokussieren", sagte Stefan Wittmann, Sekretär der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und Mitglied des Aufsichtsrats der Commerzbank, der Zeitung. Weitere personelle Einschnitte werde es dadurch nicht geben.

Verdi: Akzeptable Pläne
Die zweitgrößte deutsche Privatbank hatte bereits Anfang 2021 angekündigt, insgesamt 10.000 Vollzeitstellen zu streichen. Zudem gab sie das Ziel aus, 340 von 790 Filialen zu schließen. Die Schließung weiterer 50 Niederlassungen findet Wittmann zumindest akzeptabel. "Mir sind 400 gut ausgestattete Filialen lieber als 450 schlecht ausgestattete Niederlassungen, die wir wegen Personalmangel nicht immer öffnen können und vor denen sich häufig lange Schlangen bilden", sagte er dem "Handelsblatt".

Bei der Tagung von Vorstand und Aufsichtsrat hatte es allerdings Unstimmigkeiten hinsichtlich des Umgangs mit den Tochtergesellschaften ComTS gegeben. Diese erledigen als Dachorganisation Verwaltungsaufgaben für die Commerzbank. Verdi kritisiert die Vergütung der ComTS-Gesellschaften und die Tatsache, dass für sie im Gegensatz zum Mutterkonzern kein Tarifvertrag gilt. Am Montag (3.10.) hat die Gewerkschaft daher rund 1.700 Beschäftigte von ComTS in Hamm, Duisburg, Erfurt, Halle und Magdeburg aufgerufen, für zwei Tage die Arbeit niederzulegen, wie diverse Medien berichten. (am)