Die Commerzbank versucht mit harten Einschnitten den Befreiungsschlag. Der Konzern will Tausende Stellen streichen und die Zahl der Filialen massiv reduzieren, teilte das Institut mit. Zudem stellt das zweitgrößte deutsche Geldhaus seine profitable polnische Tochter mBank zum Verkauf. Die seit der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite teilverstaatlichte Commerzbank ringt schon seit geraumer Zeit mit ihrer chronischen Ertragsschwäche und dem Niedrigzinsumfeld.

Über die Einschnitte will das Haus im Laufe der nächsten Tage beraten. Entscheidungen sollen Ende der Woche fallen. "Vorstand und Aufsichtsrat haben noch zu keinem Punkt des Strategieprogramms eine Entscheidung getroffen", schränkte das Institut ein, betonte jedoch zugleich: "Ein weiterer konzernweiter Stellenabbau ist leider unvermeidbar." Am Mittwoch und Donnerstag (25./26.9.) beraten Vorstand und Aufsichtsrat über die Pläne, am Freitag (27.9.) will Vorstandschef Martin Zielke die Ergebnisse vorstellen.

Filialschließungen verspottet
Konkret sieht der Plan von Vorstandschef Martin Zielke vor, dass zusätzlich zu den bislang angekündigten Streichungen weitere 4.300 Vollzeitstellen wegfallen. Zugleich sollen aber in strategischen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatorik 2.000 Stellen geschaffen werden. Somit bleibt nach den neuen Plänen unter dem Strich ein Abbau von rund 2.300 Jobs. Das Haus zählte Ende Juni im Konzern noch 40.700 Vollzeitstellen, die nach den früheren Plänen bis Ende 2020 auf rund 38.000 sinken sollte.

Obendrein soll die Zahl der Filialen um 200 auf 800 schrumpfen. Dies kommt einem Eingeständnis des Scheiterns gleich: Denn Zielke hatte vor zwei Jahren der Konkurrenz noch reichlich selbstbewusst nahegelegt, Standorte dicht zu machen. Die hauseigenen Filialen arbeiteten hingegen wirtschaftlich, behauptete Zielke damals. Zudem mokierte sich das Haus über Filialschließungen bei anderen Instituten und warb mit dem Spruch "Wir sind die deutsche Bank, die an Ihrer Seite bleibt" – ein unverhohlener Seitenhieb auf den damaligen Umbau bei der Deutschen Bank. 

Tafelsilber verkaufen
Die Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen beziffert die Commerzbank nach derzeitiger Berechnung auf 850 Millionen Euro. Mittelfristig rechnet das Geldhaus mit sinkenden Kosten: 2023 sollen diese um rund 600 Millionen Euro unter denen des laufenden Jahres liegen. Zugleich will die Bank aber 750 Millionen Euro in Digitalisierung, IT-Infrastruktur und Wachstum investieren.

Um den Gesamtaufwand für Kürzungen und Investitionen von 1,6 Milliarden Euro stemmen zu können, wollen die Frankfurter die polnische mBank verkaufen. Sie halten 69 Prozent des börsennotierten Instituts. Bei einem aktuellen Börsenwert von 3,1 Milliarden Euro wäre ein Verkaufserlös von zwei Milliarden möglich.

Tochter einverleiben
Die Direktbank-Tochter Comdirect wiederum will sich das Mutterhaus komplett einverleiben. Die Frankfurter halten 82 Prozent an dem Ableger aus Quickborn. Da sich durch die fortschreitende Digitalisierung die Geschäftsmodelle der beiden Banken immer stärker angleicht, plane der Vorstand die Verschmelzung der Comdirect auf die Commerzbank, erklärte der Konzern. Den Minderheitsaktionären stellte die Commerzbank eine Prämie von 25 Prozent auf den unbeeinflussten Aktienkurs der Comdirect in Aussicht. (ert)