Eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgeschreckt. Die Arbeitnehmervertreter fordern die Bundesregierung auf, keine weiteren Aktien der Commerzbank zu verkaufen. Die italienische Großbank hat als Meistbietender den Zuschlag für ein Aktienpaket des Bundes von 4,49 Prozent der Anteile erhalten. Darüber hinaus kaufte die Unicredit am Markt zu und hält nun neun Prozent an der Commerzbank. Die Aktie des Frankfurter Instituts schnellte am Mittwoch (11.9.) zweistellig nach oben. Zum Handelsschluss notierte das Papier mit einem Plus von 16,6 Prozent bei 14,69 Euro.

"Bundesfinanzminister Christian Lindner muss jetzt ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland abgeben und sich der drohenden Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit entgegenstellen", mahnt Verdi-Chef Frank Werneke. "Der Bund darf keine weiteren Anteile an der Commerzbank abgeben." Bis auf Weiteres müsse der Bundesanteil beibehalten werden, um eine Übernahme abzuwenden, appelliert Werneke. In der Vergangenheit habe die Unicredit Banken, die sie übernommen hat, regelmäßig in ihrer Eigenständigkeit beschnitten, warnt Verdi.

Von Vorstoß überrascht
Die Unicredit hält nun fast so viele Anteile wie der Bund, der nunmehr noch zwölf Prozent der Commerzbank-Aktien besitzt. Das Mailänder Institut kündigte zudem an, gegebenenfalls eine Genehmigung zu beantragen, um den Anteil bei Bedarf auf über 9,9 Prozent erhöhen zu können. Dies schürte Spekulationen um eine Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit.

Der Staat hatte die Anteile im Zuge einer Stützungsaktion in der Finanzkrise erhalten. Jüngst kündigte die Regierung an, die Papiere verkaufen zu wollen. Der Vorstoß der Unicredit kam laut einem Bericht von "Bloomberg" jedoch überraschend für Berlin. Die Bundesregierung hatte erwartet, dass bei den angebotenen Commerzbank-Aktien eine Reihe verschiedener Investoren zugreifen würde, berichtet die Nachrichtenagentur und beruft sich auf informierte Personen.

Warnungen gegeben
Eine mit den Umständen vertraute Person verwies "Bloomberg" zufolge allerdings darauf, dass es bereits im Vorfeld des Verkaufs Warnungen gegeben habe. Schon vorab sei Berlin darauf hingewiesen worden, dass die Ankündigung des Aktienverkaufs die Wahrscheinlichkeit erhöhen werde, dass eine ausländische Bank ein großes Paket erwirbt. Die Bundesregierung habe vor dem Verkauf am Dienstag kein Angebot der Unicredit erhalten, betonte eine Sprecherin des Finanzministeriums laut "Bloomberg". Vor einer Entscheidung über die nächsten Schritte werde nun die Lage geprüft, hieß es.

Mögliche Abwehr
Auch die Führung des zweitgrößten Geldhauses soll von dem Vorstoß der Mailänder überrascht gewesen sein, berichtet "Bloomberg" weiter. Der Vorstand prüfe eine Verteidigungsstrategie, meldet die Agentur und beruft sich auf informierte Kreise. Dabei agiere die US-Investmentbank Goldman Sachs als Berater, hieß es von einem Insider. Ein Sprecher der Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Commerzbank selbst teilte lediglich mit, sie habe die Mitteilung der Unicredit "zur Kenntnis genommen". Diese Mitteilung sei auch ein Beleg für den Stellenwert der Commerzbank und die Fortschritte, die sie erzielt habe. Vorstand und Aufsichtsrat des Frankfurter Geldhauses würden weiterhin "im besten Interesse aller unserer Anteilseigner sowie von Mitarbeitenden und Kunden handeln", betonte das Institut. Weiter wollte das Haus den Vorstoß nicht kommentieren. (ert)


Aktualisierung des Artikels am 12.9.: Die Berichte über eine Abwehrstrategie der Commerzbank wurden ergänzt sowie der Schlusskurs eingefügt.