Die Covid-19-Pandemie hat dafür gesorgt, dass Internet-Banking in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, sagt Georg Hauer, Deutschlandchef der Smartphone-Bank N26. "Die Zahl der kontaktlosen Zahlungen ist in die Höhe geschossen. Gerade ältere Menschen haben während des Lockdowns begonnen, im Internet zu shoppen", berichtet er im Gespräch mit dem "Tagesspiegel". Dabei handelt es sich seinen Angaben zufolge um einen messbaren Effekt: Vor fünf Jahren war der Durchschnittskunde von N26 noch Mitte 20. Heute ist er Mitte 30. "Die Tendenz ist steigend. Das ist natürlich auch der Krise geschuldet", ist Hauer überzeugt.

Die Pandemie hat für die Mobilbank allerdings auch Schattenseiten. "Manche Dinge waren durch die Coronakrise einfach nicht mehr möglich", sagt Hauer. "Wir wollten etwa eine große Plakatkampagne starten. Die hätte während des Lockdowns aber niemand gesehen." Auch der Kundenservice hat derzeit weniger zu tun, Büros sind vereinzelt verwaist. Die Folge: Die Bank hat einen Teil ihrer Angestellten in Kurzarbeit geschickt. "Wir haben zehn Prozent unserer weltweiten Belegschaft Kurzarbeit angeboten, wobei die meisten noch zwischen 60 und 80 Prozent ihrer üblichen Wochenarbeitszeit arbeiten", sagt Hauer.

Wachstum mit Hindernissen
Die Smartphone-Bank bleibt trotz der Krise auf Wachstumskurs. Sie hat zuletzt einen neuen Standort in Berlin-Mitte eröffnet und unterhält damit in der Hauptstadt inzwischen drei Büros mit insgesamt mehr als 1.300 Mitarbeitern. Zwei weitere neue Standorte befinden sich in Wien und Barcelona. Das Wachstum am Stammsitz stößt zwar allmählich an seine Grenzen, was die Fachkräftesuche betrifft, sagt Deutschlandchef Hauer im "Tagesspiegel"-Interview: "Es ist sehr schwierig geworden, gute Softwareentwickler in Berlin zu finden, mit denen wir noch nicht gesprochen haben." Dennoch bleibe Berlin erste Wahl.

Die Coronakrise eröffnet in der Hauptstadt sogar Chancen, glaubt Hauer – die allerdings auch genutzt werden sollten: "Wir müssen sicherstellen, dass wir nach der Krise große neue Technologieunternehmen in Berlin aufbauen", sagt er. Der Manager sieht bei vielen Berliner Startups und Fintechs das Potenzial für Größeres. Er ist sich sicher: "Wenn sie ihrer Rolle gerecht werden, könnten hier viele neue Großkonzerne entstehen." (fp)