Von Singapur über London bis New York haben Headhunter und konkurrierende Geldhäuser in den letzten Tagen Anrufe von besorgten Credit-Suisse-Mitarbeitern entgegengenommen. Dies ist von Beschäftigten von mehr als einem Dutzend Firmen zu hören. 

Ein Personalvermittler aus Singapur bearbeitete am Montag (20.3.) Anfragen von rund 30 Privatbankern der Credit Suisse zu verfügbaren Stellen. Ein anderer aus Hongkong sprach dem Vernehmen nach seit letzter Woche mit mehr als 20 leitenden Investmentbankern des Schweizer Instituts. Ein Unternehmen, das sich auf die Vermittlung von Managing Directors spezialisiert hat, gab an, seit Freitag (17.3.) Anrufe dieser Art zu erhalten – insbesondere im Bereich Wealth Management. 

Ein Headhunter in London – wo die Credit Suisse laut ihrer Website rund 5.500 Mitarbeiter beschäftigt – erhielt das ganze Wochenende über Anrufe, vor allem von Mitarbeitern aus dem Aktienbereich. Die Überschneidungen mit dem bestehenden Geschäft der UBS sind in diesem Segment besonders groß. Dass einige bei anderen Firmen unterkommen, ist nach Angaben des Headhunters wahrscheinlich, eine Großübernahme von Credit-Suisse-Bankern indessen nicht.

"Ich vermute, dass man sie auf die Straße setzen wird"
In New York hatten laut einem anderen Headhunter mehrere Tausend Mitarbeiter der Bank gehofft, zur Credit Suisse First Boston zu wechseln – dem Investmentbank-Spinoff, das im Mittelpunkt der Umstrukturierungsbemühungen der Schweizer Bank stand. Laut Michael Nelson, Managing Director des Personalvermittlers Quest Group, ist dies nun unwahrscheinlich. Viele dürften auf einen Wechsel zur UBS hoffen. 

"Wenn sie nicht zur CSFB gehen, müssen sie zum UBS-Bereich Festverzinsliche – und der ist viel kleiner als jener der Credit Suisse", sagte Nelson im "Bloomberg"-Interview. "Ich vermute, dass man sie auf die Straße setzen wird."

Ängstliches Personal
Wer angesichts der staatlich eingefädelten Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS einen neuen Job sucht, trifft derzeit auf einen schwierigen Arbeitsmarkt. Auch andere Großbanken wie Goldman Sachs und Nomura bauen Stellen ab, da das Dealgeschäft stockt und auch der Handel nicht floriert.

"Wir ermutigen unsere Kollegen, in einem schwierigen Umfeld ihr Bestes zu geben", sagte eine Sprecherin der Credit Suisse in Singapur auf "Bloomberg"-Anfrage. "Letztlich werden wir alles tun, um einen geordneten Übergang zu gewährleisten und unsere Kunden bestmöglich zu bedienen." Die UBS reagierte nicht auf eine E-Mail mit der Bitte um Stellungnahme. (mb/Bloomberg)