Die Kryptowährungsplattform Cryptogold, gegen die unter anderem in Österreich ermittelt wird, scheint derzeit kein Neugeschäft anzunehmen. "Derzeit werden keine Mining-Pakete angeboten", heißt es auf der Homepage Cryptogold.com. An einer Stelle wird das damit begründet, dass alle Angebote "ausverkauft" seien.

Cryptogold bot bislang unter anderem Pakete an, mit denen man sich am Mining (Schürfen) mehrerer Kryptowährungen beteiligen kann. Richtig ertragreich soll das Investment vor allem durch ein paralleles "Sponsoring-System" werden: Die "Member" (Mitglieder) können von den Erträgen neu angeworbener Kunden profitieren und wiederum von Kunden dieser Kunden und so weiter. Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) befürchtet hier ein Pyramidenspiel und hat Cryptogold angezeigt, wie "Die Presse" im Mai berichtete. Das zweite Produkt des Unternehmens ist ein virtueller Cryptogold-Coin, in den Kunden investieren können. Die FMA zweifelt laut "Presse" an, ob dieser tatsächlich wie versprochen mit Gold hinterlegt ist.

Verkauf ausgesetzt
Mehrere Vertriebsleute und Mitglieder von Cryptogold, mit denen FONDS professionell ONLINE sprach, bestätigten übereinstimmend, dass es in letzter Zeit Unterbrechungen auf der Plattform gab: Auszahlungen von Provisionen oder von Mining-Erträgen seien teils gestoppt worden, der Zugriff auf eigene Konten war zwischenzeitig gesperrt, einige Pakete nicht mehr erhältlich, war zu erfahren. Das Unternehmen bot den Kunden dafür verschiedene Erklärungen an: Etwa weil eine Art händischer Kassensturz gemacht werden musste, oder weil technische Lücken zu schließen waren, nachdem es Hackerangriffe gegeben habe, oder weil das System von Betrugs-Accounts befreit werden musste, erfährt man von den Personen, die nicht öffentlich genannt werden wollten.

Das Unternehmen antwortete auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE nach längerem Zögern nur: "Die Plattform ist weder zusammengebrochen" noch gebe es sonst "Grund zu großen Bedenken". "Wir informieren unsere Kunden über direkte Wege, daher bildet die Homepage nicht alle Informationen/Bewegungen ab. Falls wir neue öffentliche Informationswege suchen würden, kämen wir gegebenenfalls auf Sie zurück. (...)". Die konkreten Fragen welche Produkte momentan vertrieben werden und ob, beziehungsweise welche Transaktionen derzeit auf der Plattform stattfinden können, blieben unbeantwortet.

Unterschiedliche Rückmeldungen gab es indes von Mitgliedern zur Frage, wie gut Überweisungen von Provisionen oder Mining-Erträgen derzeit klappen. Überweisungen, so der Konsens, würden "aus Sicherheitsgründen" derzeit besonders geprüft, daher gebe es Verzögerungen. Darüber hinaus könne man sich seit einiger Zeit nur noch eine Höchstgrenze von 0,3 Bitcoin – derzeit gut 2.400 Euro – auf einmal auszahlen lassen, sagte zumindest einer der Insider.

Ermittlungen in Österreich und Deutschland
Fest steht, dass sowohl in Deutschland als auch in Österreich die Staatsanwaltschaften das Unternehmen unter die Lupe nehmen: In Wien hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Ermittlungen gegen unbekannte Täter eingeleitet – und zwar wegen des Verdachts auf Betrug, Pyramidenspiel und Verletzung der Prospektpflicht, erklärt die Behörde. Es gilt die Unschuldsvermutung. In Österreich ist die WKStA dann zuständig, wenn eine potenzielle Schadenssumme von über fünf Millionen Euro droht oder bei Pyramidenspiel, wenn es sich um einen großen Kreis an möglichen Geschädigten handelt. Vertriebler sagten gegenüber FONDS professionell ONLINE, sie schätzten die Zahl der Accounts bei Cryptogold auf 100.000 bis 120.000.

Der laut Homepage gestoppte Verkauf von Paketen, den der Anbieter der Redaktion nicht näher erläuterte, ist nicht das erste interne Signal, dass bei dem Unternehmen nicht alles ganz rund läuft. Wie FONDS professionell ONLINE erfuhr, hatte im Juni die groß angelegte Jahreskonferenz in Deutschland abgesagt werden müssen – wegen Besuchermangels, wie ein nach eigenen Angaben mit der Unternehmensführung gut vernetztes Mitglied sagt.

Verbindung mit "Deutschem Edelmetallhaus"
Gleichzeitig trauen viele Mitglieder Cryptogold weiterhin zu, große Pläne umzusetzen – etwa dass der Cryptogold-Coin an die Börse kommt. Auf die Nachfrage der Redaktion, wie man die Goldhinterlegung dieser virtuellen Münze beweisen könne, hieß es vor einigen Wochen seitens Cryptogold nur: "Keine Sorge. Das Unternehmen ist höchst seriös. (…) Die Werte sind durch das Deutsche Edelmetallhaus abgesichert und über einen unabhängigen Notar überprüft." Doch hier beißt sich die Katze in den Schwanz, denn hinter dem Deutschen Edelmetallhaus und Cryptogold stehen teils die selben Personen: Mao Lal (auch Manmohan Lal), einer der Edelmetallhaus-Geschäftsführer, ist gleichzeitig Gründer von Cryptogold.

Das Edelmetallhaus verlautet, Lal sei "Geschäftsführer und Gründer der Firma Cryptogold GbR" gewesen, die jedoch 2017 "abgemeldet" worden sei. Bei der nunmehrigen Cryptogold Ltd, registriert in Dubai, sei Lal nicht Geschäftsführer. Auf beiden Homepages wurden in den vergangenen Wochen Namen entfernt, die auf eine Verbindung hinweisen. Warum, darauf erhielt die Redaktion keine Antwort. In einem Video auf der Facebook-Seite von Cryptogold tritt Lal jedenfalls auch 2018 in Sachen Cryptogold in Erscheinung.

Von der Geheimniskrämerei überrascht
Die kontaktierten Mitglieder waren allesamt von dieser Geheimniskrämerei überrascht. Denn Mao Lal wird von allen als Mastermind von Cryptogold genannt. Er ist in einem Youtube-Video auch bei einem Großevent des Unternehmens im Vorjahr in Österreich zu sehen.

Alle Mitglieder, mit denen FONDS professionell ONLINE sprach, gaben sich überzeugt von Cryptogold. Anleger sollten sich aber bewusst sein, dass die Firma, die sich vollständig "CryptoGold Limited" nennt, in Dubai registriert ist. Sollte es zu Problemen kommen, kann man bei der Durchsetzung individueller Ansprüche nicht auf die europäische Rechtsprechung pochen. (eml)