Jetzt ist es soweit: Die Hamburger Volksbank kassiert als erste Volksbank von vermögenden Privatkunden Negativzinsen auf Tagesgeld. Die berichtet die Tageszeitung "Hamburger Morgenpost". Bislang hatte das Institut – wie zahlreiche Wettbewerber auch – nur von Firmenkunden Strafzinsen auf Einlagen verlangt. "Wir wollen unsere kleinen Sparer aber schonen", zitiert die "Hamburger Morgenpost" Volksbank-Sprecherin Heidi Melis.

Der Strafzins werde daher nur für Kunden fällig, die mehr als 500.000 Euro auf ihrem Tagesgeldkonto geparkt haben. Von der drastischen Maßnahme seien zunächst nur etwa 70 Kunden betroffen. Die Hamburger Volksbank erhebt einen "Strafzins" in Höhe von 0,2 Prozent. Dieser falle jedoch nicht auf die gesamte Summe an, sondern "nur" auf Beträge, die das Limit von 500.000 Euro übersteigen.

Bedrohung für Geschäftsmodell
Die Bank begründet den Schritt mit dem Einlagenzins von 0,4 Prozent, den Kreditinstitute seit längerem an die Europäische Zentralbank (EZB) zahlen müssen. "Wir geben das also auch nur zur Hälfte weiter", sagte Melis der "Hamburger Morgenpost". Branchenkenner sehen in Strafzinsen für Privatkunden als Folge der Niedrigzinspolitik allerdings eine latente Gefahr für das Geschäftsmodell von Geldinstituten.

Die Hamburger Volksbank wolle betroffene Kunden nun beraten, damit sie sich für andere Anlagemodelle wie Fonds, Sparpläne oder Aktien entscheiden. Dass das durchaus gelingen kann, zeigte unlängst ein Beispiel aus Bayern. "Sparbuch und Zinsen – das funktioniert so nicht mehr", erklärte Sprecherin Melis. Das Institut schließe nicht aus, dass irgendwann auch kleinere Summen mit einem Strafzins belegt werden könnten. (am)