Das starke Wachstum der vergangenen Jahre hat die Gründungsriege der Frankfurter Software-Schmiede Dericon dazu veranlasst, sich einen Investor ins Boot zu holen. Das Unternehmen sei an einem Punkt angelangt, an dem "wir nicht mehr allein in unsere produktiven Kernbereiche Entwicklung, Produktion und Vertrieb, sondern auch in Compliance, Personal und Verwaltung hätten investieren müssen", sagt Andreas Krause, Co-Geschäftsführer von Dericon, im Gespräch mit FONDS professionell.

"Aus streng betriebswirtschaftlicher Sicht sind das unproduktive Bereiche, die vor allem für Wachstum bei den Aufwendungen sorgen", führt Krause aus, der mit Co-Geschäftsführer Timon Virgens zu den Gründern der Gesellschaft zählt. Im Mai war bekannt geworden, dass der Fondsdatenanbieter FE Fundinfo Dericon übernehmen will. FE Fundinfo mit Hauptsitz in London war aus einer Reihe von Zusammenschlüssen entstanden. Die Aufsicht muss dem Deal noch zustimmen.

Aufmerksamkeit erregt
Dank des Einstiegs würden Dericon nun Kapazitäten für administrative Aufgaben zur Verfügung stehen. "Wir können uns auf unser Wachstum und die Entwicklung neuer Angebote konzentrieren", erläutert Krause. Dericon hat Ende des vergangenen Jahres die Entwicklung des sogenannten Marktplatzes für Vermögensverwaltungen angekündigt. Eine größere Bekanntheit in der Branche haben die Frankfurter mit "BIS.on WMS" erlangt.

Die mit der NordLB entwickelte Plattform erleichtert Sparkassen den Vertrieb von Finanzprodukten, die nicht von Anbietern des öffentlich-rechtlichen Lagers stammen. Aber auch andere Banken nutzen das Programm. "Mit BIS.on WMS und dem Marktplatz für Vermögensverwaltungen haben wir Aufmerksamkeit erregt", berichtet Krause. "Wir wurden von verschiedenen Seiten angesprochen", verrät der Firmenmitgründer.

Bloß keine Bank
"Wir haben aber auch selbst unsere Fühler ausgestreckt und nach einem passenden Partner gesucht", ergänzt der Dericon-Geschäftsführer. Direkt bei Private-Equity-Gesellschaften anzudocken, sei jedoch kein Thema gewesen. "Eine Bank wäre auch nicht infrage gekommen, denn das hätte Zielkonflikte mit unseren Kunden hervorgerufen." Bei FE Fundinfo steht das Private-Equity-Haus Hg als Eigner im Hintergrund.


Was sich FE Fundinfo von der Dericon-Übernahme erhofft, lesen Sie in der vollständigen Version dieses Artikels, der in Ausgabe 3/2024 von FONDS professionell erscheint, die in den nächsten Tagen zugestellt wird.


Auch wenn es sich um einen Komplettkauf handelt, bleiben Krause und Mitgeschäftsführer Virgens nach Abschluss der Anteilsübernahme als Geschäftsführer an Bord. Bisher gehörte Dericon sieben Mitarbeitern des Unternehmens. Über die finanziellen Details des Deals ist Stillschweigen vereinbart worden.

Finanzielle Feuerkraft
Die Dericon-Gesellschafter erhoffen sich durch den Verkauf zudem einen Anschub in weiteren Feldern. Eines ist die Expansion ins europäische Ausland. "Die Regulierung in Europa ist zwar prinzipiell einheitlich, in der Praxis ist die Auslegung in den einzelnen Jurisdiktionen aber sehr heterogen", erläutert Krause. "Ein Markteintritt in andere Länder erfordert daher eine eingehende Analyse." Die hätte Dericon allein nicht ohne Weiteres stemmen können.

Eine weitere Motivation ist die Hoffnung, mit FE Fundinfo und seinen Konzernstrukturen im Rücken bessere Chancen bei Ausschreibungen für IT-Projekte zu haben. Zudem steht nun eine größere finanzielle Feuerkraft zur Verfügung, nämlich für weitere Übernahmen. "Wir beobachten seit einiger Zeit Tendenzen zur Konsolidierung im B2B-Fintechsektor", umschreibt es Krause. "Durch den Zusammenschluss können wir nun auch aktiver dabei mitwirken." (ert)