Bei der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Dekabank-Chef Michael Rüdiger gibt es offenbar Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Verwaltungsrates der Dekabank. Wie das "Handelsblatt" berichtet, wurde Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) und zugleich Leiter des Verwaltungsrates, von anderen Mitgliedern des Kontrollgremiums ausgebremst. 

Schleweis möchte laut der Wirtschaftszeitung, die sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen bezieht, gerne Dekabank-Vice Georg Stocker auf Rüdigers Stuhl sehen. Andere Mitglieder des Gremiums sind mit dem Vorgehen nicht einverstanden. Sie drängen darauf, die Suche nach einem Nachfolger offen zu gestalten und auch externe Kandidaten unter die Lupe zu nehmen. "Es geht bei der Deka um eine bedeutende Stelle", zitiert das Handelsblatt einen der Insider. Dafür sei ein echter Auswahlprozess nötig. Der DSGV und die Deka haben sich dazu auf Anfrage der Zeitung nicht geäußert.

"Sportlich genommen"
Das Veto einiger Mitglieder des Verwaltungsrates gegen seinen Plan und die Aufforderung zu einer externen Kandidatensuche habe Schleweis aber "sportlich" genommen. Sein Favorit Stocker habe den Insidern zufolge nach wie vor Chancen auf den Chefposten. Nun sucht eine Personalberaterin nach dem neuen Deka-Chef.

Welche Kandidaten auf ihrer Liste stehen, sei in der Sparkassen-Gruppe bisher aber ein gut gehütetes Geheimnis. Gemunkelt wird aber, dass auch Union-Investment-Chef Joachim Reinke in die engere Wahl kommen könnte. Insider halten es laut Handelsblatt daher für denkbar, dass die Namen erst auf der nächsten Verwaltungsratssitzung der Deka Anfang April präsentiert werden.

Warnschuss für Schleweis
Dass Schleweis bei der Wahl des neuen Deka-Chefs ausgebremst wurde, wird von Beobachtern als Warnschuss für den seit Anfang 2018 amtierenden DSGV-Präsidenten gewertet. Die regionalen Sparkassenchefs hätten laut Handelsblatt deutlich gemacht, dass Schleweis wichtige Dinge nicht allein entscheiden könne. Das gelte nicht nur für die Regelung der Deka-Toppersonalie, sondern auch für die immer wieder kolportierten Pläne hinsichtlich einer Sparkassenzentralbank

Schleweis hatte vor rund einem Jahr vorgeschlagen, dass sich in einem ersten Schritt die Landesbanken NordLB und Helaba zusammentun. Anschließend sollte dieses neue Duo dann mit der Deka, der Landesbank Baden-Württemberg und dem Immobilienfinanzierer Berlin Hyp verschmelzen. Allerdings scheiterten kurz vor Weihnachten Fusionsgespräche zwischen NordLB und Helaba. Die NordLB wird nun durch das Land Niedersachsen, den Mehrheitseigner, und die Sparkassen-Finanzgruppe aufgefangen. (jb)