Die Dekabank ist zum größten Anbieter von Retail-Zertifikaten in Deutschland aufgestiegen. Ende vergangenen Jahres hatte das Wertpapierhaus der Sparkassen Zertifikate im Volumen von 12,3 Milliarden Euro ausstehen, geht aus soeben veröffentlichten Zahlen des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) hervor. Das entspricht einem Marktanteil von 19,5 Prozent.

Damit überholte die Deka erstmals die genossenschaftliche DZ Bank, die mit 11,1 Milliarden Euro auf einen Marktanteil von 17,7 Prozent kommt. Der schnelle Aufstieg der Deka an die Spitze des Emittenten-Rankings ist erstaunlich, weil das Sparkassenhaus erst 2013 ins Geschäft mit Retail-Zertifikaten eingestiegen ist. Seither wächst das Institut in einem tendenziell schrumpfenden Markt in einem beachtlichen Tempo.

Sparkassensektor steht für die Hälfte des Marktes
Der Markt für Retail-Zertifikate hat sich in den vergangenen Jahren komplett gedreht: Noch Mitte 2012 waren die Deutsche Bank und die Commerzbank die größten Anbieter. Beide Institute fuhren ihr Geschäft mit Anlagezertifikaten jedoch massiv zurück – die Deutsche Bank liegt gemessen am ausstehenden Volumen mittlerweile auf Rang sechs, die Commerzbank folgt auf Platz acht. Nur bei Hebelprodukten sind die beiden Großbanken noch führend. Diese Instrumente, die sich an börsenaffine Selbstentscheider richten, spielen wegen des geringen ausstehenden Volumens in der Marktanteilsstatistik aber kaum eine Rolle.

Dagegen hat der Sparkassensektor in den vergangenen Jahren deutlich aufgeholt. Neben der Deka auf dem ersten Platz finden sich die Helaba und die LBBW auf Rang drei und vier sowie die BayernLB auf Platz sieben des Rankings wieder. Zusammengenommen erreichen die Deka und die Landesbanken einen Marktanteil von 50,2 Prozent, sie stehen als für gut die Hälfte des Gesamtmarktes. Die Deka arbeitet im Retail-Geschäft ausschließlich mit Sparkassen zusammen, die Landesbanken bedienen auch andere Kunden. Aus dem genossenschaftlichen Sektor tritt nur die DZ Bank mit ihren 17,7 Prozent Marktanteil als Zertifikateemittent auf.

Mehrere Gründe für den Erfolg
Der Erfolg der Deka in diesem für sie relativ jungen Segment hat mehrere Gründe. In den Sparkassen punktet das Institut nicht unbedingt mit den besten Produkten – die Derivate-Strukturen sind austauschbar –, sondern mit einem guten Service. Die Deka macht es den Anlageberatern so einfach wie möglich, ihre Papiere einzusetzen. Sie profitiert außerdem davon, dass sie den Fonds- und den Zertifikatevertrieb aus einer Hand steuert: So stellt das Institut sicher, dass sich die beiden Produktgattungen keine Konkurrenz machen, sondern sich ergänzen. (Lesen Sie hierzu auch den Kommentar "Zertifikate-Boom bei der Deka: Verkehrte Welt?" von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch aus dem August 2018.)

Der Einstieg der Deka in die Zertifikatewelt war übrigens nur möglich, weil die kriselnden Landesbanken ihren Anteil an dem Fondsanbieter im Jahr 2011 verkaufen mussten. Vorher hätten die Landesbanken eine interne Konkurrenz im lukrativen Derivategeschäft nicht geduldet. Das Wachstum der Deka ging dennoch kaum auf ihre Kosten: Ende 2012 hatten die Landesbanken in Summe einen Marktanteil von 31,4 Prozent, mittlerweile kommen sie auf 30,7 Prozent. Die Deka nahm also vielmehr den verbundfremden Anbietern Geschäft weg. Außerdem gelang es ihr offensichtlich, Kunden dazu zu bewegen, Geld vom Sparkonto in Zertifikate umzuschichten. (bm)