Immer mehr Sparer werden zu Anlegern – den Negativzinsen und der Börsenrally sei Dank. Aktuell sind so viele Bundesbürger am Aktienmarkt engagiert wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr, die Zahl der Privatkundendepots überschritt jüngst die 25-Millionen-Marke.

Doch dieser Boom hat seine Schattenseiten: Die depotführenden Stellen kommen angesichts des Neugeschäfts mitunter kaum mit der Eröffnung neuer Wertpapierkonten hinterher. Maklerpools und Finanzberater berichten der Redaktion von teils wochenlangen Wartezeiten. FONDS professionell ONLINE hat bei einigen großen Fondsplattformen nachgehorcht.

"Massive Anstrengungen unternommen"
"Wir hatten in den letzten Monaten neben einem starken Bestandsgeschäft eine sehr erfreuliche Entwicklung im Neugeschäft", berichtet die European Bank for Financial Services (Ebase). "In der Folge sind auch teilweise die Bearbeitungszeiten deutlich angestiegen", teilt ein Sprecher mit. In den vergangenen Monaten habe man jedoch "massive Anstrengungen unternommen, um hier wieder zu den von unseren Partnern, aber auch uns selbst zu recht erwarteten Bearbeitungszeiten zurückzukehren". Dadurch sei es gelungen, wieder "normale Zeiten" sicherzustellen, "also eine Depoteröffnung in der Regel innerhalb eines Tages".

Die DAB BNP Paribas teilt mit, es gebe nach wie vor einen sehr hohen – und häufig auch stark schwankenden – Eingang von Kontoeröffnungsanträgen. "In der Regel dauert die Kontoeröffnung bei der DAB zwei Bankarbeitstage", sagt ein Sprecher. "Abhängig von den Eingangsmengen kann es aber zu Verzögerungen von wenigen Tagen kommen."

Anstieg des Neugeschäfts um circa 60 bis 70 Prozent
Die Fidelity-Fondsbank FFB räumt ein, dass es zu Beginn der Corona-Krise zeitweise zu "Rückständen in der Antragsbearbeitung" kam, weil der Auftragseingang "plötzlich und unerwartet" zugenommen habe. "Seit dem ersten Lockdown im März 2020 haben wir bei der FFB im Durchschnitt einen Anstieg des Neugeschäfts um circa 60 bis 70 Prozent gesehen – in Form von Depoteröffnungen und Nettozuflüssen", so eine Sprecherin. "Wir haben hierauf durch Personalaufbau und stärkere Automatisierung reagiert und so unsere Kapazitäten nahezu verdoppelt, um eine zeitnahe Antragsbearbeitung sicherzustellen." So sei es schon vor geraumer Zeit gelungen, die Anträge wieder in gewohnter Geschwindigkeit zu bearbeiten.

"Generell ist es unser Anspruch, dass sich die Dauer einer Depoteröffnung in 'normalen' Zeiten und in der aktuellen Corona-Situation nicht unterscheidet", so die Sprecherin. "Depoteröffnungen werden bei der FFB grundsätzlich spätestens am auf den Eingang bei der FFB folgenden oder, bei sehr hohem Auftragseingang, am übernächsten Bankarbeitstag bearbeitet." Sollten weitere Arbeitsschritte nötig sein, etwa eine Geldwäscheprüfung bei juristischen Kunden, könne es allerdings zu Verzögerungen kommen.

"21 Arbeitstage Rückstand"
Nach wie vor mit erheblichen Verzögerungen kämpft die Fondsdepot Bank. In einem Mitte Mai an Vermittler versandten Schreiben des Instituts heißt es: "Status Quo bei der Antragsbearbeitung: 21 Arbeitstage Rückstand". Auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE verweist ein Sprecher auf einen "deutlich erhöhten Auftragseingang". Einer noch schnelleren Auftragserledigung entgegen stünden "Corona-bedingte Einschränkungen durch zusätzliche Schutzmaßnahmen" wie das Arbeiten im Homeoffice sowie Quarantäne- und Covid-19-Fälle bei Mitarbeitern. "Diese Kombination hat leider zu einem starken Aufbau von Rückständen im Bereich Depoteröffnung geführt." Zur Erinnerung: Im oberfränkischen Hof, dem Sitz der Fondsdepot Bank, hatte die Corona-Pandemie zeitweise besonders schlimm gewütet.

Um die Probleme in der Antragsbearbeitung in den Griff zu bekommen, zog das Institut eigenen Angaben zufolge umgehend Kollegen aus anderen Bereichen ab. "Zusätzlich werden temporär Zusatzschichten durchgeführt", erläutert der Sprecher. "Darüber hinaus stocken wir weiterhin unser Personal auf." Parallel dazu arbeite die Bank daran, bei vielen Vertriebspartnern Schnittstellen für ein "volldigitales Onboarding" zu implementieren, "um papierhafte Vorgänge durch digitale Prozesse abzulösen".

Der Rückstau soll schnell "deutlich" reduziert werden
Wie lange das Anlegen eines neuen Wertpapierkontos bei der Fondsdepot Bank aktuell dauere, lasse sich nicht pauschal beantworten. "Depoteröffnungen mit Ersttransaktionsaufträgen (Einmalanlagen) werden von uns nach wie vor spätestens an dem auf den Eingang bei uns folgenden Bankarbeitstag, nach Möglichkeit sogar taggleich, bearbeitet", so der Sprecher. "Bei der Bearbeitung von Depoteröffnungen ohne Ersttransaktionsaufträgen gibt es zurzeit leider Rückstände." Die Bank gehe jedoch davon aus, den Rückstau in den kommenden Wochen "deutlich reduzieren" zu können.

Man halte die Vermittler weiterhin über die Bearbeitungszeiträume auf dem Laufenden. "Ebenfalls haben wir unsere Partner serviceorientiert darum gebeten, ihre Kunden im Rahmen der Anlageberatung oder einer Vermittlung für eine Depoteröffnung transparent auf die aktuelle Situation bei uns hinzuweisen." (bm)