Ginge es nach Nicolas Moreau, wäre der Asset-Management-Arm der Deutschen Bank längst börsennotiert. Noch im März hatte der Deutsche-AM-Lenker einen Starttermin für diesen Herbst an die Wand geworfen. Doch erst jetzt bittet die Vermögensverwaltungstochter andere Investmentbanken zum Bewerbungsgespräch um die lukrativen Beratungsmandate für das IPO, das nun frühestens in der ersten Jahreshälfte 2018 über die Bühne gehen wird, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Vielleicht kommt die Zwangspause gar nicht ungelegen, denn rein fundamental ist die Deutsche AM im direkten Wettbewerbsvergleich – trotz einer gelungenen Wende in diesem Jahr – geschäftsseitig eher schwach unterwegs. So halten erste Einschätzungen die Renditeerwartungen potenzieller Deutsche-AM-Aktionäre niedrig.

"Ernüchternd ist der Blick über den deutschen Tellerrand", schreibt Branchenkenner Michael Klimek, der im Interview mit FONDS professionell die generellen Zukunftschancen börsennotierter Asset Manager vor Kurzem noch als gut bezeichnet hatte. So habe die Deutsche AM dem deutschen Branchenverband BVI für ihr weltweites Geschäft im ersten Halbjahr einen Nettomittelzufluss von elf Milliarden Euro gemeldet. "Da das im wesentlichen Resultat ihrer Deutschlandaktivitäten war, heißt das, dass das Geschäft der Deutschen AM außerhalb der über den BVI erfassten Mittelflüsse effektiv stagnierte", schlussfolgert der Gründer der Beratungsgesellschaft Klimek Advisors, die einen speziellen Index entwickelt hat, der sich aus den Aktienkursen von mehr als 50 Fondsgesellschaften weltweit zusammensetzt.

Börse bestraft Bauchläden
Was die Vertriebsstärke anbelange, rangiere die Deutsche AM im Vergleich mit 14 börsennotierten europäischen Vermögensverwaltern auf einem der hintersten Plätze, analysiert Klimek.

Und er entdeckt einen weiteren Mangel an der "Equitystory" der Deutsche-Bank-Fondstochter. "Zweifel kommen uns darüber hinaus bei Moreaus Unterstellung, dass ein Vermögensverwalter produktseitig möglichst breit aufgestellt sein müsse, um an der Börse zu reüssieren", heißt es in Klimeks Kurzeinschätzung weiter. In der Vergangenheit und aktuell würden Produktspezialisten tendenziell eher besser als breit aufgestellte Vermögensverwalter performen. (ps)