Chinas Regierung hat offenbar das chinesische Firmen- und Finanzkonglomerat HNA ins Visier genommen. Dies berichtet "Der Spiegel". Nach Informationen des Magazins wurde Vizechef Jian Wang offenbar vor einigen Tagen von der chinesischen Regierung festgenommen und verhört. Wang ist neben HNA-Chef Chen Feng der zweite starke Mann im Konzern und gilt als treibende Kraft für die internationale Expansion von HNA. Die mündliche Befragung deute klar darauf hin, dass Staatschef Xi Jinping den Konzern an die kurze Leine nehmen wolle, schreibt "Der Spiegel".

HNA hat seit 2015 für 40 Milliarden US-Dollar Unternehmen und Beteiligungen rund um den Globus gekauft. Neben der jüngst erfolgten Komplettübernahme des Asset Managers C-Quadrat hält der Konzern an der Deutschen Bank nach erneuten Anteilskäufen im Mai 2017 exakt 9,92 Prozent. Damit ist HNA der größte Einzelaktionär des Geldhauses.

Die Strukturen des chinesischen Konzerns gelten als sehr verschachtelt und intransparent. Die chinesische Regierung bemüht sich seit einiger Zeit, einen besseren Einblick in private Konglomerate wie HNA und deren Finanzierung zu gewinnen, um sie stärker zu kontrollieren.

Behörden gehen gegen Finanzindustrie vor
Seit einigen Monaten haben Chinas Behörden vor allem die Finanzindustrie auf dem Radar, gegen die sie strikt vorgehen. Mehrere Milliardäre sind bereits in Haft, darunter der Chef des Versicherungskonzerns Anbang und der Leiter der Finanzaufsicht. Nun ist auch Bai Zhiming verhaftet worden, der Chef des Unternehmens, das den Schienenbus TEB (Transit Elevated Bus) bauen sollte. Dies berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Die Behörden werfen ihm vor, er habe das ambitionierte Projekt nur dazu benutzt, um private Investoren zum Kauf bestimmter Finanzprodukte zu bewegen.

Ob die Vernehmung von HNA-Vizechef Wang Auswirkungen auf den Konzern und seine Beteiligung an der Deutschen Bank habe wird, sei unklar, schreibt "Der Spiegel". Es gelte als wahrscheinlich, dass Staatschef Xi die Beteiligung an dem Dax-Riesen grundsätzlich befürworte. Wang sei inzwischen bereits wieder geschäftlich unterwegs. (am)