Dieser Coup ist gelungen: Das größte deutsche Geldhaus verdiente im dritten Quartal unter dem Strich 278 Millionen Euro. Analysten hatten rote Zahlen und im Schnitt einen Nettoverlust von 600 Millionen Euro für das dritte Quartal erwartet. Für die ersten neun Monate steht ein Nettogewinn von 534 Millionen Euro zu Buche. Vor allem die vielen schwelenden Rechtsstreitigkeiten gelten weiter als Unsicherheitsfaktor. Für diese Risiken muss die Bank im dritten Quartal noch einmal 400 Millionen Euro zurücklegen. Damit beziffern sich die Rückstellungen mittlerweile auf 5,9 Milliarden Euro.

Für den Gewinn im dritten Quartal dieses Jahres war neben positiven Sondereffekten vor allem das starke Abschneiden im Wertpapierhandel verantwortlich. Der Bereich Global Markets steigerte die Einnahmen um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro und erzielte ein Ergebnis vor Steuern von 330 Millionen Euro.

Konzernchef John Cryan erkennt erste Erfolge seines Sparkurses. "Wir sind beim Umbau unserer Bank gut vorangekommen", erklärte Cryan in einer Mitteilung. "Jedoch wurde diese positive Entwicklung in den vergangenen Wochen dadurch überschattet, dass die Verhandlungen zu hypothekenbesicherten Wertpapieren in den USA im Zentrum der Aufmerksamkeit standen. Das hat zu Unsicherheit geführt. Die Bank arbeitet daran, diese Angelegenheit so bald als möglich abzuschließen."

Ergebnis der Deutschen AM steigt
Auch bei der Fondstochter lief das Geschäft auf den ersten Blick besser. Im dritten Quartal kletterten die Erträge um 30 Prozent auf 823 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern stieg sogar um 52 Prozent auf 216 Millionen Euro. Als Grund für den kräftigen Zuwachs gibt die Deutsche Asset Management eine günstige Marktentwicklung bei Abbey Life an. Die britische Versicherungstochter wird an den Finanzkonzern Phoenix verkauft.

Allerdings zogen Investoren weiterhin Geld ab. Unter dem Strich waren über das dritte Quartal hinweg Abflüsse in Höhe von acht Milliarden Euro zu verzeichnen. Über die ersten neun Monate des Jahres zogen Anleger 29 Milliarden Euro ab. Das verwaltete Vermögen (Invested Assets) bezifferte sich per Ende September auf 715 Milliarden Euro.

In unrühmlicher Gesellschaft
Einen Tag vor Bekanntgabe der Ergebnisse hatte das gebeutelte Geldhaus noch einen weiteren Schlag erlitten. Die britische Notenbank rief die Institute der Insel auf, ihre Geschäftsbeziehungen zu dem Frankfurter Geldhaus offenzulegen. Die Bank of England will sich einen Überblick verschaffen, wie verwoben der britische Finanzsektor mit der Deutschen Bank ist und welche Auswirkungen eine Pleite des Geldhauses hätte – ein Vertrauensbeweis ist das also nicht.

Die Deutsche Bank ist damit in schlechter Gesellschaft: Die Notenbank verlangte ebenfalls Daten über die Geschäfte mit italienischen Krisenbanken wie Monte dei Paschi. Früher hatten die Aufseher bereits Angaben über die Verwicklungen britischer Institute mit griechischen Banken eingefordert. Die Londoner Zentralbank, der auch die Bankaufsicht obliegt, will damit einen zweiten Fall Lehman vermeiden. Der Kollaps der US-Investmentbank hatte im September 2008 das weltweite Finanzsystem erschüttert. Die Verflechtungen von Lehman zu anderen Instituten waren vor der Pleite kaum beachtet worden. (ert)