Die Deutsche Bank richtet ihre Führungsspitze neu aus. Vorstandschef Christian Sewing erhält überraschend und vorzeitig einen neuen Vertrag mit einer Laufzeit bis April 2026. Sein laufender Kontrakt wäre 2023 geendet. Darüber informiert das Unternehmen per Aussendung.

Im Zuge des Vorstandsumbaus übergibt Sewing die Verantwortung für die Investmentbank und die Unternehmensbank an den bisherigen Transformationsvorstand Fabrizio Campelli. Sewings Doppelfunktion war von den Aufsichtsbehörden zuletzt argwöhnisch beäugt worden. Der Vorstandsvorsitzende ist im Gegenzug künftig zuständig für die Personalentwicklung. Personalchef Michael Ilgner wird damit ab sofort an Sewing berichten. Das Ressort Transformation, für das Campelli bislang verantwortlich war, übernimmt Rebecca Short, die damit in den Vorstand aufsteigt. Sie ist bislang Chefin der Finanzplanung und -steuerung und Mitglied im Konzernleitungskomitee (GMC). Außerdem übernimmt sie den Bereich Einkauf, der bisher in der Betriebsorganisation (COO) angesiedelt war, sowie die Verantwortung für die interne "Bad Bank" (die offiziell "Capital Release Unit" heißt).

Die übrigen COO-Bereiche wird größtenteils Bernd Leukert als Vorstand für Technologie, Daten und Innovation verantworten. Der bisherige Chief Operating Officer (COO) Frank Kuhnke wird im Zuge dieses Umbaus die Deutsche Bank verlassen, nach 35 Jahren, davon knapp zwei im Vorstand. Seine Position wird nicht nachbesetzt.

Risikomanagement neu aufgestellt
Auch das Risikomanagement und die Kontrollfunktionen ordnet die Deutsche Bank neu. Mit Risikovorstand Stuart Lewis hat das dienstälteste Mitglied des Gremiums den Aufsichtsrat gebeten, zur Hauptversammlung 2022 aus dem Gremium ausscheiden zu können. Um einen geordneten Übergang zu ermöglichen, übernimmt Rechts-und Regulierungsvorstand Stefan Simon bereits ab Mai die Bereiche Compliance und Kampf gegen die Finanzkriminalität. Ziel dieser Neuausrichtung sei es, die Bereiche zu bündeln, die besonders stark von rechtlichen Vorgaben und einem engen Austausch mit den Aufsichtsbehörden geprägt sind. Ansonsten bleibt der Risikobereich der Bank unverändert. Über Lewis‘ Nachfolge entscheidet der Aufsichtsrat zu einem späteren Zeitpunkt.

Lars Stoy erhält mehr Aufgaben
Eine Änderung gibt es auch im Privatkundengeschäft. Lars Stoy, bislang im Heimatmarkt verantwortlich für die Marke Postbank, leitet künftig die Privatkundenbank in Deutschland in toto. Er wird Mitglied im Konzernleitungskomitee und berichtet an Karl von Rohr, der diese Rolle interimistisch wahrgenommen hatte. Von Rohr kann sich damit auf seine Aufgaben als stellvertretender Vorstandsvorsitzender, seine Verantwortung für die Regionen Deutschland und EMEA, die Privatkundenbank insgesamt und die Vermögensverwaltung konzentrieren.

Alle Änderungen werden zum 1. Mai 2021 wirksam, vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden. (aa/ps)