Die massiven Serviceprobleme bei der Postbank infolge der IT-Migration auf die Systeme der Deutschen Bank haben finanzielle Konsequenzen für die oberste Führungsriege des größten deutschen Geldinstituts. Einige Vorstände müssen für das Jahr 2023 offenbar mit deutlichen Kürzungen ihrer Bonuszahlungen rechnen, ganz leer soll aber niemand ausgehen. Dies berichten die "Süddeutsche Zeitung" und das "Handelsblatt" und berufen sich auf Informationen von Insidern.

Am stärksten soll demnach der frühere Vizekonzernchef und Ex-Privatkundenvorstand Karl von Rohr von den Kürzungen betroffen sein. Sein Bonus dürfte sich etwa halbieren, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Aber auch Vorstandschef Christian Sewing und Rebecca Short, die im Vorstand unter anderem für Kosten zuständig ist, müssen der Zeitung zufolge mit Einschnitten rechnen. Privatkundenchef Claudio de Sanctis werde ebenfalls nicht verschont bleiben.

Gutachten in Auftrag gegeben
Grundlage für die Kappung der Erfolgsprämien sei ein Gutachten, das der Aufsichtsrat der Deutschen Bank Ende vergangenen Jahres beim Wirtschaftsprüfer EY in Auftrag gegeben habe, um die Verantwortung für das Servicedebakel zu prüfen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Das Ergebnis sei nicht gerade positiv gewesen. Den Vertrag von Privatkundenvorstand Karl von Rohr hatte der Aufsichtsrat bereits im Oktober 2023 auslaufen lassen. Unklar ist, ob die Probleme der Postbank dabei eine Rolle spielten.

Konzernchef Sewing habe sich auf die Frage, ob der Vorstand wegen des Debakels auf Boni verzichten möchte, nicht festlegen wollen, so die "Süddeutsche Zeitung". Das sei Sache des Aufsichtsrats, habe er gesagt. Dieser werde sicherlich eine "balancierte Entscheidung" dazu treffen und berücksichtigen, dass die Bank endlich eine einheitliche IT habe und ganz generell kein Problemfall mehr sei. 

Keine Boni-Rückforderungen geplant
Es sei nicht geplant, Boni aus den Vorjahren zurückzufordern, schreibt die Zeitung. Auch für Schadenersatz gebe es nach Ansicht des Aufsichtsrats wohl keine Grundlage. Ein Sprecher der Bank habe sich nicht dazu äußern wollen und auf den Geschäfts- und Vergütungsbericht verwiesen, der am 14. März veröffentlicht wird. Auch Karl von Rohr habe auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung" nicht Stellung nehmen wollen. (am)