Deutschlands führende Geschäftsbank hat offenbar Verhandlungen über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens in China aufgenommen. Mehreren Medienberichten zufolge führt die Deutsche Bank Gespräche mit der Vermögensverwaltungseinheit der Postal Savings Bank über ein Joint Venture. Die Frankfurter streben hierbei eine Mehrheitsbeteiligung an dem neuen Unternehmen an. Dies berichten übereinstimmend die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", das "Handelsblatt" sowie das chinesische Finanzmagazin "Caixin" unter Berufung auf Bankkreise.

Ziel der Kooperation sei es, Zugang zu chinesischen Privatinvestoren zu erhalten. Vor allem die Fonds der Asset-Management-Tochter DWS sollen in der Volksrepublik einem breiten Publikum angeboten werden. Die Gespräche befinden sich noch in einem frühen Stadium, ob und wann das Gemeinschaftsunternehmen zustande kommt, sei noch offen. Sowohl die Bank als auch die DWS wollten die Informationen nicht kommentieren.

Zugang zu 600 Millionen Kunden
Die Deutsche Bank und auch die börsennotierte DWS hatten Asien als Wachstumsmarkt ausgerufen. So hatte DWS-Chef Asoka Wöhrmann bereits kurz nach seinem Amtsantritt betont, dass sein Haus in dieser Region wachsen wolle. Beim Börsengang ihrer Fondstochter 2018 hatte die Deutsche Bank den japanischen Lebensversicherer Nippon Life als Ankeraktionär gewonnen. Zudem wurde eine strategische Partnerschaft geknüpft. Die DWS kooperiert zudem mit dem chinesischen Asset Manager Harvest. Das Haus war 1999 unter Beteiligung der Deutschen Bank gegründet worden.

Der mögliche neue Kooperationspartner, die Postal Savings Bank, ist die fünftgrößte chinesische Bank und betreibt eigenen Angaben zufolge 40.000 Filialen in der Volksrepublik. Das Institut zählt 600 Millionen Kunden, zu denen auch zahlreiche kleinere und mittelgroße Unternehmen gehören, zu seinem Kreis. Über eine Kooperation erhielte die DWS also Zugang zu einem großen Retailmarkt.

Schrittweise Öffnung
Die Deutsche Bank ist in China bislang vor allem im Investmentbanking sowie der Handelsfinanzierung aktiv und betreut hochvermögende Kunden. Kurz vor Weihnachten erhielt das Institut zudem die Lizenz zur Verwahrung chinesischer Wertpapiere – als erste aus der Europäischen Union stammende Bank. Peking hatte über die vergangenen Jahre die Tore für ausländische Finanzdienstleister zum Reich der Mitte schrittweise geöffnet. Erst seit Kurzem dürfen überhaupt erst ausländische Finanzfirmen die Mehrheit an einem Joint Venture halten. (ert)