Die Einführung von Mifid II hat im Finanzsektor für viel Wirbel und einen steilen Kostenanstieg gesorgt. Die größten börsennotierten deutschen Banken, Deutsche Bank und Commerzbank, klagten im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg über sinkende Erlöse, die sie zu einem Großteil der regulatorischen Reform ankreiden. Nun starten die Banken des Landes zum Gegenangriff. Wie Bloomberg berichtet, beratschlagen die Geldinstitute bereits darüber, wie sie gemeinsam sowohl bei der heimischen Finanzaufsicht Bafin als auch der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) eine Lockerung der regulatorischen Zügel erreichen können.

Der Plan: Bei Geschäften mit erfahrenen Anlegern sollen die beratenden Banken von bestimmten Regelungen ausgenommen werden, beispielsweise von der Pflicht, bei jedem Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers die jeweiligen Kosten bis auf die Nachkommastelle angeben zu müssen. "Es wäre auch eine enorme Erleichterung, wenn die Banken Telefongespräche mit Kunden, in denen sie über Wertpapiere reden, nicht aufzeichnen müssten", zitiert die Nachrichtenagentur Dirk Wehmhöner, Co-Leiter des deutschen Wealth-Management-Geschäfts der Berenberg Bank. 

Überprüfung erst Anfang 2020 geplant
Die Finanzrichtlinie Mifid II gilt seit Anfang 2018. Die neuen Regelungen sollen insbesondere den Anlegerschutz verbessern und verhindern, dass Banken Produkte verkaufen, die Kunden nicht brauchen oder verstehen. Die Branche hat die neuen Vorschriften bereits jetzt satt: "Die Praxis hat gezeigt, dass sie zu unhandlich sind und ein so hohes Verbraucherschutzniveau eigentlich nicht erforderlich ist", sagte Wehmhöner zu Bloomberg.

Erleichterungen sind vorerst allerdings nicht in Sicht: Eine erste Überprüfung der Mifid-II-Regelungen ist erst Anfang des Jahres 2020 geplant. (fp)