Die Umweltschutzorganisationen Greenpeace, Urgewald und Reclaim Finance üben Kritik an den vier größten deutschen Vermögensverwaltern. Sie werfen Allianz Global Investors (AGI), der Deka, Union Investment und DWS vor, immer noch massiv in expandierende fossile Energieunternehmen zu investieren. Damit würden sie auch ihr offizielles Bekenntnis ad absurdum führen, zum Erreichen des sogenannten "1,5-Grad-Klimaziels" beizutragen. Das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der drei Organisationen hervor.

Schlusslicht beim Vergleich klimaschädlicher Investments sei die Deutsche Bank-Tochter DWS. Diese habe Stand September 7,5 Milliarden Dollar (7,8 Mrd. Euro) in Aktien und Anleihen von fossilen Energieunternehmen investiert. Danach kommen Union Investment mit zwei Milliarden Dollar (2,0 Mrd. Euro), AGI mit 1,6 Milliarden Dollar (1,7 Mrd. Euro) und Deka mit 1,4 Milliarden Dollar (1,5 Mrd. Euro). Berechnet wurden diese Werte mithilfe von Daten aus der "Global Coal Exit List" und der "Global Oil and Gas Exit List" von Urgewald.

Greenwashing-Vorwürfe an Adresse der DWS
Die Untersuchungen der Umweltschutzorganisationen kommen gerade für die DWS zu Unzeiten. Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin der Fondsgesellschaft hat ihrem Ex-Arbeitgeber vorgeworfen, bei der Darstellung des eigenen Nachhaltigkeitsengagements zu übertreiben. Das hat die DWS stets bestritten, allerdings prüfen die US-Börsenaufsicht SEC und amerikanische Bundesstaatsanwälte die Vorwürfe. Im Zuge der "Greenwashing-Vorwürfe" musste im Juni sogar Asoka Wöhrmann seinen Hut als DWS-Chef nehmen.

Die Deutsche-Bank-Tochter wird laut dem "Handelsblatt" aber zumindest an der fehlenden Kohlestrategie etwas ändern: "Derzeit arbeitet die DWS an einer Kohle-Policy in Übereinstimmung mit den Anforderungen und dem Zeitrahmen der "Science Based Targets"-Initiative sowie an der Integration weiterer Informationen zu Kohleentwicklern in unsere DWS-eigene ESG-Bewertungssystematik", teilte das Fondshaus der Zeitung mit.  Die DWS kündigte außerdem an, "in Kürze" einen ersten jährlichen Fortschrittsbericht zu veröffentlichen, der sich mit den Netto-null-Maßnahmen der Fondsgesellschaft auseinandersetzt.

Transformation von Energieunternehmen 
AGI wiederum betont gegenüber dem Handelsblatt, dass man als aktiver Investor das Pariser Klimaabkommen und die Bemühungen von Unternehmen unterstütze. Man nehme aktiv Einfluss darauf, dass sie Klimaschutzziele definieren und in ihren Strategien umsetzen würden. "Würden wir – und alle anderen Investoren, die einen ähnlichen Ansatz wie wir verfolgen – einfach unsere Aktien verkaufen, wäre nichts gewonnen und die Rolle aktiver Vermögensverwalter, einen realen Wandel herbeizuführen, wäre begrenzt. Stattdessen wären diese Unternehmen möglicherweise in den Händen von Investoren, die wenig Interesse am Klimaschutz zeigen", teilte ein Sprecher mit. Ähnlich argumentiere die DWS.

Auch Union Investment habe auf Anfrage des Handelsblatts den Ansatz hervorgehoben, Unternehmen bei ihrer Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz, zu begleiten. Die Deka teilte mit, dass sie die Ziele der "Net Zero Asset Managers"-Initiative ernst nehme und dass die Initiative im Rahmen der Klimaschutzkonferenz COP27 in der ägyptischen Hauptstadt Kairo weitere Ziele vorstellen werde. (jb)