Es hat nicht sollen sein: Deutsche Bank und Commerzbank haben die Gespräche über eine Fusion beendet. Nach gründlicher Prüfung habe sich herausgestellt, dass ein solcher Zusammenschluss nicht im Interesse der Aktionäre sowie anderer Interessengruppen beider Unternehmen wäre, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Bank. Die Institute hatten seit März offiziell über ein Zusammengehen beraten.

Die Initiative für den Zusammenschluss geht offenbar eher von Scholz und dessen Staatssekretär Jörg Kukies – ehemals Deutschland-Co-Chef von Goldman Sachs – aus als von den Top-Entscheidern der Geldhäuser selbst. Die Politiker fürchteten wohl, dass insbesondere die Deutsche Bank eine erneute Finanzkrise nicht unbeschadet überstehen würde.

Doch offenbar war der Widerstand gegen eine "deutsche Commerz" einfach zu groß. Einflussreiche Aktionäre der Deutschen Bank wie das Emirat Katar und der chinesische Mischkonzern HNA sahen eine Fusion überwiegend skeptisch. Die Gewerkschaften hatten ebenso wie die Arbeitnehmervertreter beider Häuser angesichts eines drohenden, empfindlichen Stellenabbaus Widerstand angekündigt. Auch Aufseher zweifelten generell am Sinn eines Deals, ebenso die Wirtschaftsweisen – und die Mehrheit der deutschen Bevölkerung.

"Zusammenschluss würde keinen Mehrwert bieten"
"Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen", sagte Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, der Mitteilung zufolge. "Für uns war aber von Anfang an klar: Mit einem Zusammenschluss müssten wir höhere und nachhaltigere Renditen für unsere Aktionäre erreichen und die Leistungen für unsere Kunden verbessern können."

Nach gründlicher Analyse sei das Institut zu dem Schluss gekommen, dass eine Allianz mit der Commerzbank keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde – "auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen", ergänzte Sewing.  

Plan B gesucht
Die Deutsche Bank kündigte an, "alle Alternativen zu prüfen, um langfristig die Profitabilität und die Renditen für ihre Aktionäre zu steigern." Die Suche nach weiteren Optionen ist für das angeschlagene Institut wichtig. An der Commerzbank wiederum hatten offenbar bereits andere Institute Interesse angemeldet, wie die niederländische Großbank ING.

Die Arbeitnehmer in den Instituten dürften jedenfalls aufatmen – vorerst zumindest. "Die Entscheidung, die Fusionspläne nicht weiter zu verfolgen, begrüßt Verdi insbesondere im Hinblick darauf, dass die Nachteile einer solchen Fusion vor allem in Bezug auf die Arbeitsplätze deutlich überwogen hätten", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. "Ein solcher Schritt hätte zehntausende von Arbeitsplätzen gefährdet. Die Ergebnisse der Gespräche bestätigen zugleich unsere Einschätzung, dass ein solcher Schritt keinen ausreichenden Mehrwert bringen würde." (ert)