Der Deutschen Bank steht womöglich eine milliardenschwere Belastung bevor. Hintergrund ist der Streit mit Postbank-Aktionären über das Übernahmeangebot für das Institut aus dem Jahr 2010. Einige Postbank-Anteilseigner meinen, dass ihnen ein höherer Preis hätte bezahlt werden müssen. Sie zogen vor Gericht. Der Streit zog sich durch mehrere Instanzen und war schließlich vor dem Bundesgerichtshof gelandet, der den Fall wieder an die unteren Instanzen zurückverwiesen hatte.

Das Oberlandesgericht Köln deutete nun am Freitag (26.4.) in einer mündlichen Verhandlung an, dass es "Teile dieser Ansprüche in einer späteren Entscheidung für begründet befinden könnte", wie die Deutsche Bank mitteilte. Das Geldhaus weise diese Einschätzung zwar zurück, doch sei die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass künftig Zahlungen anstehen könnten. Zudem handele es sich nur um eine vorläufige Einschätzung der Richter und noch kein Urteil. Das Gericht habe außerdem Vergleichsverhandlungen angeregt.

Erfolgsserie abgerissen
Das Institut legt nun 1,3 Milliarden Euro für die Streitigkeiten zurück. Der gesamte Betrag soll im zweiten Quartal verbucht werden. Die Summe besteht aus den ursprünglichen Nachforderungen in Höhe von 700 Millionen Euro sowie etwa 600 Millionen Euro an Zinsen, die sich im Laufe des langen Gerichtsverfahrens angesammelt haben. Die Gesamtsumme entspricht in etwa dem gesamten Nettogewinn des ersten Quartals 2024. Die Deutsche Bank hatte just einen Tag vor der Gerichtsverhandlung damit den höchsten Quartalsgewinn seit elf Jahren verkündet.

Entsprechend unterbricht die Meldung über die mögliche Milliardenbelastung eine Reihe von Erfolgsmeldungen des Frankfurter Instituts. Nach Jahren, in denen das Haus mit den Auswirkungen von Skandalen und einer schwächeren Profitabilität rang, gelang zuletzt eine Steigerung des Gewinns. Der lange darbende Aktienkurs hatte jüngst die Marke von 16 Euro geknackt. Am Montag (29.4.) im frühen Handel büßte das Deutsche-Bank-Papier in einem ansonsten freundlichen Umfeld jedoch mehr als vier Prozent ein. (ert)