In den Tarifverhandlungen zwischen privaten Kreditinstituten und Gewerkschaften gibt es kaum Fortschritte. Die Gewerkschaft Verdi droht deshalb mit Streik. "Wenn es bei den Gesprächen am Freitag, wie zu befürchten, keine Fortschritte gibt, werden wir den Druck erhöhen", sagt Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck im "Handelsblatt". Erste Warnstreiks seien "sehr wahrscheinlich". Davon betroffen wären unter anderem Kunden der Deutschen Bank und der Commerzbank.

Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV) habe sich bisher bei fast allen Forderungen quergestellt, moniert Duscheck. Er habe kein Angebot für Gehaltserhöhungen vorgelegt, ein Wahlrecht für Arbeitnehmer zwischen mehr Gehalt und mehr Freizeit abgelehnt und die Forderungen zu Homeoffice-Lösungen pauschal zurückgewiesen. "Wenn das auch in der dritten Runde der Kurs bleibt, werden die Beschäftigten nicht zögern, in den Streik zu ziehen", warnt der Verdi-Mann.

Öffentliche Banken zeigen "mehr Gestaltungswillen"
Dem AGV zufolge liegen die Forderungen der Arbeitnehmervertreter "weit über den Möglichkeiten der Branche". Kosten- und Ertragsdruck seien hoch, ebenso die Corona-bedingte Unsicherheit. Bei der Heimarbeit finden die Arbeitgeber eine branchenweite Regelung nicht sinnvoll: Die Banken seien zu unterschiedlich; jedes Kreditinstitut solle eigene Homeoffice-Regeln aufstellen. Die Gewerkschaften fordern einen grundsätzlichen Anspruch von drei Tagen Heimarbeit pro Woche. Der AGV wirft ihnen seinerseits vor, an Maximalforderungen festzuhalten und den Arbeitgebern nicht entgegenzukommen.

Die Tarifgespräche mit den öffentlichen Banken laufen laut Duscheck besser, schreibt das "Handelsblatt". "Der Arbeitgeberverband der Öffentlichen Banken hat bisher deutlich mehr Gestaltungswillen", sagt der Verdi-Vertreter. Man habe sich bereits auf einen Tarifvertrag für Nachwuchskräfte geeinigt. "Die öffentlichen Banken haben jedoch auch einige Forderungen, die mit uns nicht zu machen sind – beispielsweise die Ausweitung von Nachtarbeit oder der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen." (fp)