Die Deutsche Familienversicherung (DFV) kann nach eigenen Angaben durchaus auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 zurückblicken. Die gebuchten Bruttobeiträge legten um 26 Prozent auf 114,7 Millionen Euro zu. Das Neugeschäft des Digitalversicherers, gemessen nach Beitragsvolumen, ging nur leicht um 0,6 auf 29,3 Millionen Euro zurück. Die Zahl der gesamten Verträge stieg um knapp acht Prozent auf über 550.000, davon waren rund 90.000 neue Abschlüsse. 

Am vorletzten Tag des vergangenen Jahres musste der Versicherer, der sich selbst als als einzig "funktionierendes Insurtech" bezeichnet, aber einen Rückschlag hinnehmen. Die DVF ist am 30. Dezember aus dem Konsortium mit der Barmenia und der R+V für eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung für den Chemieriesen Henkel ausgeschieden - allerdings nicht ganz freiwillig: Die Finanzaufsicht Bafin konnte laut Ad-hoc-Meldung der DFV nicht erkennen, mit welchen Mitteln das Frankfurter Unternehmen sicherstellen wollte, einen Rechnungszins von zwei Prozent wie im Angebot dargestellt zu erfüllen. 

Aktienkurs brach ein
Das hatte Auswirkungen auf den Kurs der DFV-Aktie, der daraufhin von 22,9 Euro auf 13,6 Euro fiel. "Wir sind davon ausgegangen, dass uns der Markt weniger abstraft", verlieh Vorstandschef Stefan Knoll laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) seiner Überraschung Ausdruck, als er am Donnerstag (21.1.) die vorläufigen Geschäftszahlen für das Jahr 2020 vorstellte. Der Ausstieg sei für Knoll die "größte Enttäuschung 2020" gewesen, wie verschiedene Medien melden.

Das abgesagte Kollektivgeschäft sei allerdings mehr eine Art "Beifang" gewesen, der Kern des Geschäftsmodells als digitaler Schaden-Unfall- und Krankenzusatz- und Pflegeversicherer bleibe davon unberührt, so die FAZ weiter. "Unser Wachstum ist davon nicht beeinträchtigt", zitiert die Zeitung Knoll. Hier habe das Unternehmen nach eigenen Angaben in Corona-Zeiten seine Stärken als Digitalversicherer ausspielen können, der hauptsächlich auf Internetabschlüsse setzt. Ein Teil des Neugeschäfts kommt aber auch von Maklern.

DFV wird Rückversicherer für Careflex
Ganz ist die DFV aus dem Projekt "Careflex" aber nicht ausgestiegen. Sie bleibt nach eigenen Angaben als Rückversicherer dabei. "Als Rückversicherer übernimmt die DFV jedoch nicht mehr das Risiko der Kapitalanlage, sondern nur noch die versicherungstechnischen Risiken, die keinen Einflüssen durch Corona-Pandemie oder deren wirtschaftliche Folgen unterliegen", heißt es in einer Mitteilung. 

Für 2021 blickt das Frankfurter Unternehmen wieder nach vorn. Der Digitalversicherer möchte sein Sortiment ausweiten und bereits im ersten Halbjahr ein neues, nicht näher beschriebenes Kombiprodukt auf den Markt bringen. Im Zuge der geplanten Internationalisierung soll ab dem zweiten Quartal 2021 ein ausgewähltes Produkt der DFV auch in Österreich angeboten werden. Ebenso beabsichtigt die DFV, den für die weitere Expansion erforderlichen Vollzug der Antragstellung zur Gründung eines Kranken-, Sach- und Lebensversicherers in 2021.  (jb)