Das Erstaunen war groß, als der Aufsichtsrat der BCA im August plötzlich einen neuen Vorstandschef präsentierte: Rolf Schünemann rückte in die Chefetage des Maklerpools aus Oberursel ein, Oliver Lang verließ das Unternehmen. FONDS professionell ONLINE bat den neuen Mann an der Firmenspitze bei einem Besuch der Redaktion in Köln zum Interview.


Herr Schünemann, die BCA hat fünf Versicherer als Aktionäre, im Aufsichtsrat dominieren Manager aus der Assekuranz, und seit August sitzen Sie auf dem Chefsessel – ein ehemaliger Versicherungsvorstand. Da stellen sich manche die Frage, ob sich die BCA zum reinen Versicherungspool entwickelt. Ist das so?

Rolf Schünemann: Nein. Die BCA steht für Investment – und das wird auch so bleiben. Wir investieren weiterhin viel in diesen Bereich. Es wäre ein grober Fehler, dieses Geschäft aufzugeben und sich einseitig auf Versicherungen zu konzentrieren. Auf der anderen Seite ist klar, dass der Versicherungsbereich bei der BCA noch stark ausbaufähig ist. Doch man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Ein Ziel wird sein, unsere 9.000 angeschlossenen Geschäftspartner mehr für das Versicherungsgeschäft zu begeistern. Unsere "Cross-Selling-Potenziale" sind noch längst nicht ausgeschöpft.

Welches Ziel verfolgen Sie mit Blick auf das Unternehmen?

Schünemann: Mein Ziel ist es, die BCA unter die Top-3 der Maklerpools in Deutschland zu entwickeln. Im Investmentbereich sind wir schon stark aufgestellt. In diese Höhenlage möchten wir auch das Versicherungsgeschäft bringen.

In der Pressemeldung zu Ihrem Amtsantritt war von "ambitionierten Wachstumszielen" die Rede. Was ist damit gemeint?

Schünemann: Die BCA ist ein gestandenes Unternehmen, das sehr gut im Markt positioniert ist. Doch in den vergangenen Jahren hat der Fokus auf weiteres Wachstum gefehlt. Wachstum ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Ziel, die bestehenden Systeme besser auszulasten und so Skaleneffekte zu erzielen. Wir wollen organisch im guten einstelligen Prozentbereich wachsen, können uns aber auch anorganisches Wachstum vorstellen. Das müssen nicht unbedingt Übernahmen anderer Unternehmen sein. Denkbar sind zum Beispiel auch Kooperationen mit Pools, die andere Schwerpunkte haben als wir. In den kommenden Jahren werden sich aus der Konsolidierung der Maklerpoolbranche zahlreiche Möglichkeiten ergeben. Unsere solide Bilanz und die starken Gesellschafter im Rücken ermöglichen es uns, solche Chancen auch zu ergreifen.

Der Umsatz der BCA stagniert seit Jahren. Warum soll es jetzt plötzlich mit dem organischen Wachstum klappen?

Schünemann: Um unsere Wachstumsziele zu erreichen, werden wir den Vertrieb deutlich stärken. Wir müssen mehr Präsenz bei den Vermittlern vor Ort zeigen. Die Versicherer ziehen sich immer mehr aus der Fläche zurück. In diese Lücke können wir stoßen, denn die Makler suchen durchaus Anschluss. Sie wissen einen festen Ansprechpartner zu schätzen, der ihnen hilft, ihre Probleme zu lösen. Daher möchte ich einen Außendienst mit festangestellten Mitarbeitern aufbauen, die unser Unternehmen gezielt vor Ort repräsentieren. Ausbauen werden wir auch unser Marketing, um unseren Partnern eine noch gezieltere Vertriebsunterstützung geben zu können.

Ihr größter Einzelaktionär ist die BBG Betriebsberatungsgesellschaft, die die Aktien des Firmengründers übernommen hat und solange halten soll, bis neue Gesellschafter gefunden sind. Was ist in dieser Hinsicht geplant?

Schünemann: Es bleibt eine strategische Aufgabe, die Gesellschafterbasis deutlich zu vergrößern. Gerade um die Unabhängigkeit unseres Pools zu betonen, muss es unser Ziel sein, weitere Produktanbieter an Bord zu holen.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)


Einen ausführlichen Artikel über die BCA lesen Sie in Heftausgabe 4/2017 von FONDS professionell, die den Abonnenten Ende November zugestellt wird.