Die Bindung der Bundesbürger zu ihren Banken weist sektoral große Unterschiede auf. Das geht aus einer Studie der Strategieberatung Simon-Kucher hervor. Laut einem Kundenbindungsindex, den das Unternehmen erstellt hat, erzielen die deutschen Hausbanken im Durchschnitt einen positiven Wert von 34 Prozent. Unter diesem marktweiten Durchschnitt liegt die Bindung bei den Sparkassen-Kunden mit nur 30 Prozent. Intensiver ist die Kundenbindung bei den Volks- und Raiffeisenbanken mit 38 Prozent. Es geht aber noch deutlich besser: Die ING kommt auf 58 Prozent, an zweiter Stelle liegt die DKB mit 44 Prozent.

Der Index reicht von minus 100 bis plus 100 Prozent. Dazwischen liegt null als die neutrale Mitte. Die Kundeneinstellung ermittelt dieser Index aus mehreren Faktoren wie Weiterempfehlungs-, Nachkauf- oder Wechselbereitschaft, wobei 2.500 Befragte ihre Bank einstufen konnten. Ein Wert von plus 58 Prozent bedeutet, dass das Kundenurteil um 58 Prozent über der neutralen Mitte liegt. 

Zinsweitergabe
Unter anderem dürften die unterschiedlichen Kundenbindungswerte ein Resultat aus der Bereitschaft sein, die gestiegenen Notenbankzinsen ab Mitte 2022 an die Sparer weiterzugeben. So sei eine Zurückhaltung gerade für Regionalbanken zwar betriebswirtschaftlich vorteilhaft gewesen, aber nicht ohne Folgen für die Beziehung zu den Kunden geblieben, betont Steven Kiefer, Experte für das Privatkundengeschäft bei Simon-Kucher, in einer Pressemitteilung.

Gemessen wurde im Rahmen der Studie auch die "Kompetenzvermutung" – also ob die Kunden ihre Bank bei gewissen Services für gut halten. Beim Einlagen- und Wertpapiergeschäft schneiden Direktbanken am besten ab. Die Sparkassen können erneut weniger überzeugen: Aktuell gehen nur etwa elf Prozent der Sparkassen-Kunden davon aus, dass sie bei einem spontanen Einlagenbedarf von ihrer Bank ein für sie passendes Angebot erhalten.

Mehrere Bankverbindungen üblich
Bei niedrigen Kompetenzwerten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Kunden bei Bedarf die eigene Hausbank übergehen. Rund 50 Prozent der Befragten haben neben der Hausbank eine oder mehrere weitere Bankverbindungen.

Die "Trendstudie Privatkundengeschäft 2024" wurde zwischen Juni und August 2024 in Deutschland durchgeführt. Es wurden 2.500 Kunden zu ihrem Banking- und Entscheidungsverhalten befragt. Die Studie ist den Angaben zufolge repräsentativ für den deutschen Markt. (eml)