Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) hat den Frankfurter Vermögensverwalter Meritum Capital Managers erworben und ihm die Steuerung ihrer milliardenschweren Champions-Select-Dachfonds übertragen. Bis Anfang September hatte die DWS die Portfolios gemanagt. Die Deutsche-Bank-Tochter agiert seither lediglich noch als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) der Fonds.

Den Erwerb von Meritum hatte Deutschlands größter Finanzvertrieb zwar bereits Ende August auf seiner Website verkündet, breit berichtet wurde über die Transaktion wochenlang jedoch nicht. Mit dem Kauf stärke die DVAG ihre "Kompetenz im Bereich Asset Management", heißt es in der Mitteilung. Sie sei "damit in der Lage, perspektivisch noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden sowie ihrer Vermögensberaterinnen und Vermögensberater zu reagieren". Im Verbund der Deutschen Vermögensberatung bleibe Meritum ein "eigenständiges Unternehmen", so die DVAG weiter.

Verwaltetes Vermögen steigt um den Faktor 100
Der Deal katapultiert das verwaltete Vermögen des Frankfurter Vermögensverwalters in eine andere Sphäre. Wichtigstes Produkt der 2011 gegründeten Investmentboutique war dem jüngsten Jahresbericht zufolge der einzige Publikumsfonds der Gesellschaft, der gerade mal 30 Millionen Euro schwere Meritum Capital – Accumulator. Hinzu kommen Anlageberatungsmandate – das Unternehmen hat sich eigenen Angaben zufolge auf die "strategische Vermögenssteuerung und die Selektion exzellenter Investmentfonds und Manager" spezialisiert. Firmengründer Jan Meister ist in der Branche kein Unbekannter, er verantwortete früher beispielsweise die Dachfonds des Maklerpools Argentos.

Seit Anfang September agiert Meritum nun auch als Portfoliomanager des Champions Select Dynamic, in den rund 2,4 Milliarden Euro investiert sind, und des gut 700 Millionen Euro schweren Champions Select Balance. Diese beiden im September 2018 lancierten Dachfonds werden exklusiv über die DVAG vertrieben, insbesondere über Fondspolicen. Das von Meritum verwaltete Vermögen steigt also um den Faktor 100.

"DVAG und die DWS stehen zu ihrer Partnerschaft"
FONDS professionell fragte bei der DVAG an, warum das Unternehmen entschieden hat, das Management der Dachfonds gewissermaßen in die eigene Hand zu nehmen, statt es wie bisher der DWS zu überlassen. Die Pressestelle antwortete lediglich, mit dem Kauf von Meritum "auf die Entwicklungen im Finanzdienstleistungsmarkt in den vergangenen Jahren und die Bedürfnisse der Vermögensberater und ihrer Kunden" zu reagieren. Außerdem betont die Sprecherin: "Die DVAG und die DWS stehen zu ihrer langjährigen und strategischen Partnerschaft und führen diese fort."

Die Vermutung liegt nahe, dass Meritum nicht nur erworben wurde, um die beiden Exklusivfonds zu managen. Denkbar ist beispielsweise, dass die DVAG über diese Gesellschaft perspektivisch eine (Fonds-)Vermögensverwaltung anbieten möchte – eine solche Lösung, die sich im Banken- und freien Vertrieb seit Jahren schon aus regulatorischen Gründen wachsender Beliebtheit erfreut, fehlt bislang in der Produktpalette. Gibt es entsprechende Überlegungen? "Die Erweiterung des Dienstleistungsangebotes für die Kunden der DVAG um eine klassische Vermögensverwaltung ist zurzeit nicht vorgesehen", so die Sprecherin.

Die Transaktion drückt die Einnahmen aus Managementgebühren
Bleibt die Frage, was der Deal für die DWS bedeutet. Auf eine Anfrage der Redaktion wollte das börsennotierte Unternehmen mit Verweis auf die anstehende Quartalsberichterstattung nicht eingehen: Am 23. Oktober legt der Asset Manager seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Auf das verwaltete Vermögen wird sich der Verlust des Portfoliomanagement-Mandats wohl nicht auswirken. Die DWS ist KVG mehrerer Fonds, die von externen Managern gesteuert werden, weist diese Zahl aber nicht gesondert aus. Die gut drei Milliarden Euro, die nun nicht mehr von der DWS, sondern von Meritum verantwortet werden, bleiben in dieser Logik also Teil des verwalteten Vermögens.

Sinken dürften jedoch die Provisionserträge aus Gebühren. Selbst wenn das Portfoliomanagement der beiden Dachfonds nur mit wenigen Basispunkten vergütet worden sein sollte, würde es sich bei einem Milliardenmandat immerhin um einen Millionenbetrag handeln. Mit Blick auf das gesamte Geschäft der Deutsche-Bank-Tochter spielt diese Summe jedoch keine allzu große Rolle: Im ersten Halbjahr 2024 vereinnahmte die DWS fast 1,9 Milliarden Euro aus Managementgebühren. (bm)